Montag, 16. Juni 2014

Die Portugiesen in... Salvador da Bahia


Im Rahmen der Vorrundenspiele der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in Brasilien, spielt die Portugiesische Seleção am heutigen Montag gegen die Deutsche Fußballnationalmannschaft.
Spielort des ersten Gruppenspiels beider Mannschaften ist die brasilianische Hafenstadt Salvador da Bahia.
Ich werde hier im „Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit einige Städte vorzustellen, in denen bei der WM in Brasilien gespielt wird. Fast all diese Städte haben eine portugiesische Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so auch Salvador da Bahia.

Die Küste Bahias war das erste Land, das der Portugiese Pedro Álvares Cabral sichtete, als er am 22. April des Jahres 1500 Brasilien entdeckte.
Nach der Entdeckung dieses neuen riesigen Landes, entsendete der portugiesische König Manuel I verschiedene Expeditionsfahrten in Richtung der Neuen Welt, um diesen Kontinent, dessen Menschen und seine Pflanzen- und Tierwelt zu erforschen.
Eine dieser ersten Expeditionen fand im Herbst 1501 statt und stand unter dem gemeinsamen Kommando von Kapitän Gaspar de Lemos, der im Jahr zuvor der Flotte Cabrals angehört hatte als dieser das Land entdeckte, und des italienischen Seefahrers und Kartographen Amerigo Vespucci, der im Auftrag der portugiesischen Krone das neue Land auf Karten aufzeichnen sollte.

Am 01. November 1501, dem Allerheiligentag, entdeckten Lemos und Vespucci gemeinsam eine riesige, reizvolle Bucht mit einigen vorgelagerten Inseln, der sie, des Datums wegen, den Namen „Bahia de Todos os Santos“ (dt.: „Allerheiligenbucht“) gaben.

1511, 10 Jahre nach der Entdeckung der Meeresbucht, erlitt ein französisches Schiff am Eingang der Bucht Schiffbruch, und einige Mitglieder der Besatzung konnten sich an Land retten.
Unter den Schiffsbrüchigen die sich retteten war auch der Portugiese Diego Álvares, der schnell Freundschaft mit den ortsansässigen Tupinambá-Indios schloss.
Er wurde von den Indios in ihr Dorf aufgenommen, heiratete später die Häuptlingstochter Paraguaçu und lernte von den Tupinambás sogar, unter anderem, wie man Zuckerrohr anbaute.

Es dauerte nicht lange, und nach Diego Álvares kamen die ersten Abenteurer, die ersten Händler und die ersten Missionare in das Dorf und aus Bahia wurde mit der Zeit eine „Capitania“.
Eine „Capitania“ war damals eine Verwaltungszone, die vom König in Portugal an Adlige und Kapitäne – daher der Name „Capitania“ – als Lehensitz vergeben wurde.

Den jesuitischen Missionaren ist es zu verdanken, das die ortsansässigen Tupinambá-Indianer missioniert und so daher nicht versklavt wurden.
Da aber der Anbau und Handel mit Zuckerrohr damals anfing zu florieren und dringend Feldarbeiter für die Zuckerohrplantagen gebraucht wurden, verschleppten die Portugiesen einfach Afrikaner aus Angola und brachten diese als Sklaven nach Brasilien.
So legten damals die Portugiesen, auf perverse Weise, den Grundstein für ein bis heute sehr afrikanisch geprägtes Salvador.

Im Jahre 1536 machte der Nachfolger König Manuels, König João III, den Adligen Francisco Pereira Coutinho zum Verwalter der Capitania Bahia, und dieser gründete eine Siedlung unweit des Indiodorfes dem er seinen Namen gab.
Das Dorf „Pereira“ wurde zum neuen Verwaltungssitz der Capitania Bahia und somit schnell zum Geschäftszentrum der neuen Kolonie.
Die Erhebung „Pereiras“ vom einfachen Dorf zum wichtigen Handelszentrum ist wohl das einzig Positive womit Francisco Pereira Coutinho im Nachhinein in Verbindung gebracht werden kann. Denn Coutinho soll ein ungerechter, rüpelhafter, sadistischer und sehr grausamer Mann gewesen sein, vor allem den eingeborenen Indios gegenüber.
Er war von den Ureinwohnern so verhasst, das die Indios, die jahrelang mühevoll von den Missionaren im christlichen Glauben und Nächstenliebe erzogen worden waren, ihn, als sie ihn Ende 1547 zu fassen bekamen, töteten und aufaßen!

Noch vor seinem Tod hatte Francisco Pereira Coutinho den portugiesischen Seefahrer und Adligen Tomé de Sousa damit beauftragt unweit des Dorfes eine Festung zu bauen, um die Siedlung und das Umland vor feindlichen Angriffen zu schützen.
Diese Festung erhielt den klangvollen Namen „São Salvador da Bahia de Todos os Santos“ (dt.: „Heiliger Retter der Bucht von Allerheiligen“).

Nachdem Portugal sich 49 Jahre lang nicht um die Kolonialisierung des neu entdeckten Brasiliens gekümmert hatte – das Land wurde lediglich mancherorts verwaltet – machte König João III im Jahre 1549 Tomé de Sousa zum ersten Generalgouverneur der Kolonie.
Das Dorf „Pereira“ und die Festung wurden in Salvador da Bahia umbenannt und am 21. März 1549 zur Hauptstadt von Portugiesisch Amerika, dem heutigen Brasilien, erklärt.

Nach der Ernennung Salvadors zur Hauptstadt wurde die Stadt zum Verwaltungs- und Geschäftszentrum, sowie zum religiösen Mittelpunkt Südamerikas.
Noch heute zeugen viele alte Bauten und wunderschöne Kirchengebäude aus der Kolonialzeit Salvadors – einige von ihnen sind heute UNESCO-Weltkulturerbe – vom unübersehbaren portugiesischen Einfluss in der Stadt.
Dies sind z.B. in der Oberstadt (port.: Cidade Alta):

- Kathedrale Sé Primacial São Salvador
- Kloster Nossa Senhora do Carmo
- Kirche Santa Casa da Misericordia
- Kirche und Kloster São Francisco
- Kirche und Kloster Santa Teresa
- Kloster São Bento

In der Unterstadt (port.: Cidade Baixa) z.B.:

- Kirche Nossa Senhora da Conceição da Praia
- Kirche Senhor Bom Jesus do Bonfim

Salvador wurde Ende im 17. Jahrhundert zu der wichtigsten portugiesischen Kolonialstadt, und auch andere fanden die Stadt anscheinend sehr attraktiv, denn in den Jahren 1598, 1624, 1625 und 1638 überfielen und besetzten Holländer die Stadt, wurden aber alle vier Mal erfolgreich vertrieben.
Um 1640 war Salvador die größte Stadt Portugals und die größte Metropole der südlichen Welthalbkugel – einen Rang, den heute die brasilianische Metropole São Paulo hat.
Im Jahre 1763 wurde das südlicher gelegene Rio de Janeiro die neue Hauptstadt Brasiliens und Salvador lediglich zur Provinzhauptstadt.

Als die portugiesische Königsfamilie im Jahre 1807 vor den Truppen Napoleons aus Portugal fliehen musste, begab sie sich auf den Weg nach Brasilien.
Der erste Hafen den sie in Südamerika anliefen war der von Salvador da Bahia. Die riesige Flotte von Königin Maria I und ihrem Sohn, Prinzregent João, kam am 23. Januar 1808 in Salvador an. Die königliche Familie blieb aber nicht so lange in der Stadt, denn bereits 35 Tage nach der Ankunft segelten sie weiter in die Hauptstadt Rio de Janeiro, wo sie dann bis 1820 blieben.

Am 07. September 1822 erlangte Brasilien, nach 322 Jahren Kolonialzeit, die Souveränität von Portugal.
Mit der Unabhängigkeit Brasiliens endete die portugiesische Hoheit auch über Salvador da Bahia.
Der portugiesische Einfluss aber, der lebt bis heute in dieser Stadt und er wird hier wohl zweifellos auch in Zukunft sichtbar und zu spüren sein.

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