Samstag, 28. Juni 2014

Die Portugiesen in… Natal


Portugal ist bei der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in Brasilien bereits in der Vorrunde ausgeschieden.
Nichtsdestotrotz wird in Brasilien weiter Fußball gespielt.
Ich werde hier im „Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit noch den einen oder anderen Austragungsort dieser Fußball-WM in Brasilien vorzustellen. Fast all diese Städte haben eine portugiesische Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so auch Natal.

Der Küstenstreifen an dem heute die Stadt Natal liegt wurde im Jahre 1535 zum ersten Mal von den Portugiesen besucht.
Es war der portugiesische Kapitän Aires da Cunha der damals auf Befehl König João III eine Expeditionsflotte in die erst kürzlich neuentdeckte Welt führte.
An der Mündung eines großen Flusses, den die Portugiesen zuerst einfach Rio Grande nannten – erst später wurde dieser Fluss auch von den Portugiesen mit seinem indigenen Namen „Potenji“ benannt – gingen sie zum ersten Mal an Land, und gründeten ein neues Verwaltungsgebiet auf brasilianischem Boden, die kleine Capitania do Rio Grande.

Die Capitania do Rio Grande wurde in den ersten Jahrzehnten nachdem sie gegründet und von den Portugiesen in Besitz genommen war, nur sporadisch besucht.
Erst als der französische Pirat Jacques Riffault um 1595 anfing mit seinen Männern erfolgreich mit den eingeborenen Indios Handel zu treiben und Riffault die Tupi-Indianer immer mehr gegen die Portugiesen aufgewiegelte, konnte der spanische König Philipp II, der als Felipe I seit 1580 auch über Portugal herrschte, die Geschehnisse nicht mehr tolerieren.

Im Dezember 1597 entsandte der Gouverneur von Rio Grande, Francisco de Sousa, die beiden Militärverwalter Manuel Mascarenhas Homem und Jeronimo de Albuquerque Maranhão mit einer Militärflotte an den Rio Potenji, wo sie am 25. Dezember 1597, dem Weihnachtstag (port.: natal), ankamen.
Die Kriegsflotte brauchte nur 12 Tage um die französischen Seeräuber aus der Kolonie zu vertreiben.
Schon am 06. Januar 1598 fing Jeronimo de Albuquerque Maranhão mit dem Bau einer Festung am rechten Ufer der Mündung des Potenji an, dem Forte dos Três Reis Magos (dt.: Festung der Heiligen drei Könige).
Diese Festung, die am 24. Juni des gleichen Jahres fertig gestellt wurde und die noch heute sehr gut erhalten ist, sollte die Portugiesen zukünftig vor den feindlich gesinnten Tupi-Indianern schützen und auch eine etwaige Rückkehr der Piraten erschweren.

Kaum war die Festung erbaut, siedelten sich die ersten portugiesischen Händler an.
Sie wollten es den französischen Piraten nachmachen, und mit den Indios das begehrte rote Brasilholz (port.: pau-brasil / lat.: Caesalpinia echinnata) handeln, das es in dieser Gegend damals zuhauf gab.
Am 25. Dezember 1599, dem Weihnachtstag, wurde auf einem Platz, außerhalb der Festungsmauer, dort wo sich heute die Alte Kathedrale an dem belebten Platz Praça André de Albuquerque befindet, zum ersten Mal eine Messe abgehalten.
Dieses Datum und diese Messe gelten als die Geburtstunde der Stadt Natal.

1633 wurde Natal von Mitgliedern der niederländischen Westindien-Kompanie überfallen, besetzt und mit dem Namen „Neu Amsterdam“ (port.: Nova Amsterdão) versehen.
Da sich das mit Spanien in einer Personalunion befindliche Portugal damals keine funktionierende Armee mehr hatte, blieben die Holländer in den nächsten 21 Jahren in der Stadt.
Erst als Portugal die Unabhängigkeit von Spanien im Jahre 1640 wiedererlangte, kam Natal im Jahre 1654, nach großen Anstrengungen, wieder in portugiesischen Besitz.

Aber selbst nach der Rückeroberung des viel umkämpften Gebietes war das Interesse der Portugiesen an Natal fortan eher gering. Sie zogen damals die verhältnismäßig nahen und sicheren Kolonialstädte Recife, Olinda und Fortaleza vor.
Denn da man sich in Rio Grande damals aufgrund der wirtschaftlichen Lage keine schwarzen Sklaven leisten konnte, wurden die ortsansässigen Tupi-Indianer weiterhin zur Sklavenarbeit gezwungen, was zur Folge hatte, das das Verhältnis zwischen den Portugiesen und den Eingeborenen weiterhin sehr angespannt blieb.

Dies ging soweit, das sich das Tupi-Volk der „Cariri“ im Jahre 1683 in einer Widerstandsbewegung (port.: „Confederação dos Cariris”) zusammentaten und offen gegen die Kolonialherren Krieg führten.
Dieser blutige Guerillakrieg, der auf beiden Seiten viele Opfer forderte, wurde erst 1713 von portugiesischen Expeditionsmitgliedern und Abenteurern, den Bandeirantes, niedergeschlagen.

Bis zur Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal im Jahre 1822 hatte Natal mit seinen etwa 16.000 Einwohnern aber ansonsten ein ruhiges Dasein.
Erst nach der Beendung der portugiesischen Souveränität erwachte das koloniale Natal langsam aus seinem Dornröschenschlaf.

Heute ist Natal die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Norte, hat 800.000 Einwohner und Dank seiner über 300 Sonnentage im Jahr, einem ausgeglichenen Klima, seiner spektakulären Lage am Strand und seinen weltberühmten Sanddünen ein touristischer Anziehungspunkt Brasiliens – ein Anziehungspunkt mit portugiesischen Wurzeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen