Donnerstag, 17. April 2014

Die Kapelle der Königin Maria Pia




Seit dem heutigen Donnerstag kann man im Lissabonner Ajuda-Palast (port.: Palácio Real da Ajuda), dem letzten ständigen Wohnsitz der portugiesischen Königsfamilie, wieder die Privatkapelle der ehemaligen Königin Maria Pia besichtigen.

Seitdem sich die Türen dieser Kapelle kurz nach der republikanischen Revolution im Jahre 1910 schlossen, hat kaum ein Besucher das Privileg gehabt diesen Raum, der über ein ganzes Jahrhundert hinweg nur als Lagerraum genutzt wurde, zu betreten.

Die Kapelle wurde im Jahre 1897 auf Anordnung von Königin Maria Pia, der Witwe von König Luis I, von dem bedeutenden Innenarchitekten Miguel Ventura Terra errichtet.
Sie war der letzte große architektonische Bau, den die portugiesische Königsfamilie privat in Auftrag gab.

Da es keine Fotografien der ursprünglichen Kapelle gibt, wurde sie nach knapp 104 Jahren Schließung, dank eines alten Inventarbuches des Palastes, wieder innenarchitektonisch so dekoriert, wie sie höchstwahrscheinlich einstmals von der Monarchin ausgestattet wurde.

Maria Pia, eine geborene italienische Prinzessin aus dem Hause Savoyen (port.: Maria Pia de Saboia), war nicht nur für ihren exklusiven und teuren Geschmack was Kleider und Schmuck anging berüchtigt, sondern war auch für ihre kreative und kunstorientierte Ader bekannt.

Und so ließ sie die Decke und den Boden ihrer ziegelroten Privatkapelle in Eichenholz verkleiden und diese dann mit besonders schönen religiösen Kunstobjekten und wertvollen Bildern ausstatten.
Alle Heiligenbilder die sich in diesem Raum befinden, wie das der Heiligen Rita von Cascia (port.: Santa Rita de Cássia), des Heiligen Franz Xaver (port.: São Francisco Xavier), der Heiligen Jungfrau von Paris (port.: Santa Virgem de Paris) und des Heiligen Carlo Borromeo (port.: São Carlos Borromeu), stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und sind von der Königin einstmals aus ihrer Heimat Italien nach Portugal mitgebracht worden.

Das Altarbild ist ein besonders schönes Werk des portugiesischen Malers José Maria Veloso Salgado, das der Künstler 1897 malte.
Es trägt den Namen „Virgem e o menino“ (dt.: „Jungfrau mit Kind“).

Das wertvollste Bild der Kapelle ist aber ein Ölgemälde des spanischen Malers griechischer Abstammung El Greco aus dem 17. Jahrhundert, das den Namen „Santa face de Cristo“ (dt.: „Heiliges Gesicht des Christus“) trägt. Dieses Gemälde, das das einzige von El Greco in ganz Portugal ist, gehörte einmal zur persönlichen Bildersammlung von König Luis I.

Königin Maria Pia soll ihre Privatkapelle sehr geliebt und geschätzt haben.
Und es ist überliefert das sie, nach dem Attentat auf ihren Sohn König Carlos I und ihren Enkelsohn Infante Luis Filipe, am 01. Februar 1908, tagelang schweigend und kniend in ihr betend verbracht haben soll.

Die Kapelle kann seit dem heutigen Tag, donnerstags bis dienstags von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, im Rahmen eines Besuches des Königpalastes von Ajuda, besichtigt werden.

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