Sonntag, 18. März 2012

Sterben verboten!


In dieser Woche konnte man in den Zeitungen lesen, dass der Bürgermeister des italienischen Kleinstädtchen Falciano del Massico ein Dekret erlassen hat, indem er seinen Bürgern verbietet zu sterben!

Zu dieser ungewöhnlichen Maßnahme sah sich der Bürgermeister der kleinen Gemeinde bei Neapel gezwungen, da er nicht mehr weiß wo er die Verstorbenen seiner Kleinstadt hinbetten soll.
Über Jahre hinweg war es ihm nicht gelungen, wegen parteipolitischen Querelen, Finanzmittel für einen gemeindeeigenen Friedhof zusammenzubekommen.

Um auf diese prekäre Situation aufmerksam zu machen, griff er also zu der ungewöhnlichen und radikalen, aber doch sehr pressewirksamen Maßnahme, und verbot seinen Einwohnern das dahinscheiden.

Hier in Lissabon hat Bürgermeister Antonio Costa zwar noch nicht seinen Bürgern verboten zu sterben, aber wer in nächster Zeit daran denkt ins friedliche Jenseits überzuwechseln, der sollte dies schnellstmöglich machen, denn glaubt man dem Lissabonner Rathaus, sind auf den Friedhöfen (port.: cemitérios) der Stadt nur noch knapp 7.000 freie Gräber vorhanden!

Im Augenblick, so scheint es, ist es leichter einen Parkplatz in der Lissabonner City zu ergattern, als einen Platz auf einem der sieben Stadtfriedhöfe zu bekommen.

Die sieben Lissabonner Stadtfriedhöfe sind:

• Cemitério da Ajuda
• Cemitério do Alto de São João
• Cemitério de Benfica
• Cemitério de Carnide
• Cemitério do Lumiar
• Cemitério dos Olivais
• Cemitério dos Prazeres

Da noch kein Lebenselixier erfunden wurde, und die Menschen auch weiterhin wohl sterben werden, weiß keiner so genau wie in naher Zukunft mit den Toten verfahren werden soll, wenn den Friedhöfen die Gräber ausgehen.
Man munkelt sogar, demnächst könnten Seebestattungen wieder in Mode kommen.

Wer für diese Misere hier verantwortlich ist, ist nicht klar erkennbar.
Die im Stadtparlament oppositionelle konservative Partei PSD schiebt die Schuld auf den sozialistischen Bürgermeister Antonio Costa.
Der Bürgermeister seinerseits schiebt die Schuld auf die konservative Regierung von Prämierminister Pedro Passos Coelho.
Und der wiederum macht die vorherige Regierung von José Socrates verantwortlich…
Und so schiebt jeder dem anderen die Schuld in die Schuhe, ohne das auch nur ein einziger Platz auf den Friedhöfen geschaffen wird.

Auch wenn es nicht so aussieht, die Situation ist mehr als ernst.
Sollte es den jeweiligen Parteien im Lissabonner Stadtparlament nicht gelingen in naher Zukunft aus dem Stadthaushalt Geldmittel für die Erweiterung und Modernisierung der Lissabonner Friedhöfe abzuzwacken, was bei der aktuellen Finanzkrise fast unmöglich erscheint, dann stehen die Lissabonner bald wirklich vor dem Problem ihre verstorbenen Lieben nicht mehr in der Stadt beerdigen zu können und so auf die Friedhöfe anderer Gemeinden auszuweichen.

Eines ist aber jetzt schon klar:
genauso wie die Bürger der italienischen Kleinstadt Falciano del Massico, so werden sich auch die Lissabonner, vor allem die älteren, auch weiterhin das Sterben nicht verbieten lassen und so öffentlich ihren zivilen Ungehorsam zeigen!

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