Montag, 23. Januar 2012

Von so genannten Experten und einer so genannten mittelalterlichen Justiz


Im Mai letzten Jahres hat ein Richter einen 18jährigen Schüler in Untersuchungshaft (port.: prisão preventiva) gesteckt, weil dieser in eine Schlägerei verwickelt war, bei der damals eine 13jährige von einer ihrer Mitschülerinnen brutal zusammengeschlagen wurde.
Der 18jährige war insofern verwickelt, weil er die Schlägerei mit seinem Handy aufgenommen und dann den Film auf Facebook gesetzt hatte.

Damals hatte es noch nicht einmal 24 Stunden gedauert, bis eine Reihe so genannter „Experten“ aus Politik, Gesellschaft und Justiz sich aufgebracht über die Härte der Strafe gegenüber dem 18jährigen Schüler zeigten.
Die meisten dieser „Experten“ meinten der Richter wäre zu streng und unsensibel gegenüber dem 18jährigen gewesen.
Einige sprachen sogar von einem „mittelalterlichen Justizsystem“, in dem es möglich sei, einen 18jährigen in Untersuchungshaft zu stecken, „nur“ weil er gefilmt hatte wie eine 13jährige zusammengeprügelt wurde.

Der 18jährige wurde kurze Zeit später aus der Untersuchungshaft entlassen und dafür in Hausarrest (port.: prisão domiciliária) gesetzt, was auch immer das heißen mag, denn er durfte danach weiterhin die Schule besuchen und sich so gut wie frei bewegen.

Ende letzter Woche nun, hat ein wohl „sensiblerer“ Richter den 18jährigen Schüler dazu verurteilt 40 Sozialstunden in einem Heim für Gewaltopfer abzuleisten, mit dem Kommentar, dies sei Strafe genug!

Die Moral der Geschichte:
Noch nicht einmal 10 Minuten nach seiner Verurteilung hat der 18jährige, beim verlassen des Gerichtssaales, eine Reporterin der Tageszeitung „Correio da Manhã“ tätlich angegriffen, diese geschubst und getreten, und das nur weil diese ihn gefragt hatte, ob er die Strafe des Richters für angemessen halte.
Aber damit noch nicht genug, auch die Mutter des 18jährigen beteiligte sich an diesem Vorfall gegen die Reporterin indem sie diese vor allen Leuten ohrfeigte.

Danach verließen Mutter und Sohn das Gerichtsgebäude, stiegen in ein Auto ein und führen Heim.
Obwohl dutzende Menschen und laufende Kameras diesen Vorfall im Gerichtsgebäude bezeugten, griff die Polizei nicht ein und auch der „sensible“ Richter revidierte nicht augenblicklich sein Urteil gegen den 18jährigen.

Heute nun, hat die Reporterin Strafanzeige gegen den 18jährigen und seine Mutter gestellt.
Wir dürfen jetzt schon darauf gespannt sein, wen der 18jährige als nächstes verprügeln wird und welche Schläger er dann aus seiner Familie rekrutieren wird.

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