Sonntag, 4. Dezember 2011

Die Geschichte des Fado


Heute vor einer Woche wurde der Fado von der UNESCO in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes (port.: Lista do Património Imaterial da Humanidade da UNESCO) aufgenommen (lesen sie bitte hierzu auch meinen Eintrag „Weltkulturerbe Fado“ vom 27. November 2011).

Von einigen Lesern meines Blogs bin ich nun angeschrieben worden, welches denn die Geschichte des Fado sei.
Fast allen habe zurück geschrieben, sie sollen sich doch einmal bitte meinen Eintrag „Was ist der Fado?“, vom 22. März 2010, durchlesen.
In diesem Eintrag hatte ich nämlich schon einmal versucht zu erklären, was denn der Fado so sei, vor allem für uns Portugiesen.

Da ich aber heute wieder gefragt worden bin, was denn für eine Geschichte der Fado hat oder was für Geschichten sich hinter dem Fado verbergen, will ich hier noch einmal versuchen die Geschichte des Fados, so weit es mir möglich ist, zu erzählen.

Also, der Fado ist, ganz banal gesagt, eine spezifische Gattung der portugiesischen Volksmusik.
Fado kommt von dem lateinischen Wort „fatum“ und bedeutet wörtlich Übersetzt soviel wie „Schicksal“ oder „göttlicher Wille“.
Als Portugiesen verbinden wir mit dem Fado immer die Vorstellung gewisser Negativgefühle, wie etwa Leid, Unglück, Unheil, Verderben und Untergang.

In vielen Fadotexten taucht oftmals der Ausdruck „saudade“ auf.
Saudade stammt ebenfalls aus dem lateinischen Wortschatz und geht auf das Wort „solitudo“ zurück, das wörtlich mit „Einsamkeit“ zu übersetzen ist.
Darüber hinaus beinhaltet die Saudade, welches wohl ohne Zweifel als das charakteristischste Wort Portugals gelten darf, aber noch Gefühle wie Verlassenheit, Heim- und Fernweh, Nostalgie, Wehmut und so etwas wie die Sehnsucht nach einem unerfüllbar scheinenden Glück.

Der Fado strahlt somit immer eine gewisse Melancholie aus wenn er gesungen wird.
So erklingen in aller Regel Fadomelodien in Moll-Tonarten und behalten manchmal auch in Dur ihren traurigen Klang.
Eine gute Fadosängerin oder ein guter Fadosänger wird immer entweder eine ehrliche Hingabe beim singen seiner Musik zeigen oder aber theatralisches und dramatisches Selbstmitleid zur Schau stellen.
Gleichgültig wird er oder sie den Fado niemals vortragen!

Wenn es mir auch schwer fällt den sehr eigentümlichen Charakter des Fado mit Worten zu beschreiben so kann ich doch sagen, dass er in jedem Falle eine gemütsbetonte und leidenschaftliche Ausstrahlung besitzt.
Die Fadotexte erzählen in ihrer ungekünstelten Balladenform meistens über Nöte, Sehnsüchte und Schicksale der Menschen, vor allem der einfachen Leute.

Der Fado, den man heute zu später Stunde vor allem in den Lissabonner Stadtteilen Alfama oder Bairro Alto hören kann, wird stets von einer weiblichen oder männlichen Solostimme vorgetragen.
Die oder den „Fadista“ begleiten für gewöhnlich mindestens zwei Gitarristen, von denen einer immer eine portugiesische Gitarre und der anderer eine normale Melodiegitarre spielt.

Die Begriffe „Fado“ und „fadista“ bringt man historisch in Verbindung mit den düsteren Gestalten der Lissabonner Unterwelt vergangener Zeiten, die ursprünglich eine Art Monopol auf diese Gesänge gehabt haben sollen.
Erst ab 1870 erreicht der Fado breitere Bevölkerungsschichten und sogar den Adel.

Die Frage nach der Herkunft des Fado ist nicht eindeutig geklärt. Manche meinen er sei auf die arabischen Mauren zurückzuführen, andere vermuten das der Fado aus dem Seemannsmilieu stamme und wiederum andere vermuten seinen Ursprung in den Tavernen und Freudenhäuser der Lissabonner Altstadt.

Fakt ist, das Gesänge und Tänze mit Gitarrenbegleitung in Lissabon nachweislich schon sehr lange existieren.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts tanzte und sang man in den Straßen Lissabons zum Klang der Gitarren den „Lundum“ und etwas später den „Modinha“.
Aus diesen beiden und Tanz- und Gesangsformen hat sich dann wohl im 19. Jahrhundert der Fado entwickelt.

Die berühmteste Fadista des 19. Jahrhunderts ist die legendäre Maria Severa, eine Prostituierte die das erste bekannte Gesicht des Fados war.
Mit dem Aufkommen des Rundfunks und der Schallplatten ist der Fado dann über die Stadtgrenzen Lissabons bekannt geworden.

Bekannte Fadosänger und –sängerinnen des letzten Jahrhunderts und der jüngeren Zeit sind Carlos do Carmo, Simone de Oliveira, Alfredo Maceneiro, Maria da Fé, Vasco Rafael, Ada de Castro, Dulce Pontes, Camané und Mariza.
Aber die bekannteste und außerhalb Portugals berühmteste Stimme des Fado ist wohl Amália Rodrigues, die anlässlich ihres Todes im Jahre 1999 von der Internationalen Presse mit so begnadeten Interpretinnen wie Ella Fitzgerald und Edith Piaf verglichen wurde.

Amalia Rodrigues hatte ihren letzten öffentlichen Auftritt bei der Lissabonner Weltausstellung EXPO1998 in Lissabon.
Ich durfte damals an diesem besonderen Konzert teilnehmen und ich werde niemals in meinem Leben vergessen, wie damals hunderttausende Menschen bei Liedern wie „Malmequer“ und „Cheira a Lisboa“ enthusiastisch mitsangen.

Dies hier war mein bescheidener Versuch die Geschichte des Fados und die musikalische Seele meiner Heimatstadt Lissabon und meines Heimatlandes Portugal zu erklären und zu erzählen.
Wer aber wirklich den Fado kennen lernen will, dem rate ich ein paar CD´s mit Fadomusik zu kaufen oder dann dem interessanten Fado-Museum in Lissabon unbedingt einen Besuch abzustatten.

Sie werden beides nicht bereuen!

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