Samstag, 26. November 2011

Von fehlender Sensibilität und nicht vorhandenem Weitblick


Portugals Außenminister (port.. Ministro dos Negócios Estrangeiros) Paulo Portas hat diese Woche im Parlament bekannt gegeben, das sein Ministerium im nächsten Jahr, aus sparmaßnahmlichen Gründen, mehrere Botschaften und Vize-Konsulate „zeitweise deaktivieren“ (port.: „desactivar temporariamente“) wird.

„Zeitweise deaktivieren“ – das ist eine sympathische Umschreibung für die Schließung mehrerer Auslandsvertretungen Portugals.
Sieben Botschaften (port.: Embaixadas) und fünf Vize-Konsulate (port.: Vice-Consulados), bis auf eine Ausnahme alle in Europa gelegen, sind von der schon bald erwarteten Schließung betroffen.
Die Botschaften von Andorra, Bosnien-Herzegowina, Estland, Lettland, Litauen, Malta und Kenia sollen schon im kommenden Januar geschlossen werden.

Auch die Vize-Konsulate von Frankfurt am Main und Osnabrück in Deutschland und von Nantes, Lille und Clairmont-Ferrand in Frankreich sollen in ein paar Wochen ihre Türen schließen, und dann eine normale konsularische Betreuung portugiesischer Staatsbürger in den betreffenden ausländischen Regionen praktisch unmöglich machen.

Insgesamt sollen durch die Schließung der diplomatischen Vertretungen 12,7 Millionen Euro eingespart werden.
Eine lächerlich kleine Summe, wenn man bedenkt was für einen hohen Preis Portugal für den so entstandenen Prestigeverlust, in den jeweiligen betroffenen Ländern und darüber hinaus, bezahlen muss.

Mehrere Vertreter der im Ausland lebenden Portugiesen haben jetzt schon mit Protestbewegungen in nächster Zeit gedroht.
Die portugiesische Gemeinde z.B., die im Großraum Frankfurt am Main lebt, plant eine Demonstration am kommenden 05. Dezember, gegen die Schließung und für die Notwendigkeit des Vize-Konsulates in der Stadt Frankfurt.
Von den knapp 120.000 Portugiesen die in Deutschland leben, leben derzeit an die 30.000 in Hessen, der Pfalz und im Saarland.
Dies sind die Regionen die das Vize-Konsulat bis jetzt betreute.

Meine Familie, die in Darmstadt lebt und bis jetzt immer ihre konsularischen Angelegenheiten im Vize-Konsulat von Frankfurt am Main erledigen konnte, wird sich in naher Zukunft wohl nach Düsseldorf begeben müssen, wenn sie z.B. ihre Pässe verlängern, ihre notariellen Angelegenheiten erledigen oder von ihrem, in der portugiesischen Verfassung verankertem, Wahlrecht gebrauch machen will – wobei ich glaube das sie letzteres in Zukunft wohl eher sein lassen werden!

Sicherlich, es ist richtig, dass wir hier in Portugal im Augenblick sparen müssen.
Aber Vize-Konsulate, die zehntausende Portugiesen im Ausland dienen sollen und Botschaften, die Millionen von Portugiesen im Ausland vertreten, einfach so zu schließen, zeugen von fehlender Sensibilität und nicht vorhandenem Weitblick des hiesigen Außenministeriums!

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