Dienstag, 6. September 2011

Aida Cordeiro


Heute habe ich ein Kinderbuch gekauft.
Nun, ich muss gestehen, dass dies erst einmal nichts Außergewöhnliches ist.
Aber ich habe dieses Buch nicht etwa in einem Buchladen, einem Kindergeschäft, einem Warenhaus oder in einem der vielen Shopping Centers gekauft, sondern in der Cafeteria des Centro Cultural de Belém (dt.: Kulturzentrum von Belém), hier in Lissabon.
Auch das ist erst einmal nichts Außergewöhnliches, ein Buch in einer Cafeteria zu erwerben, obwohl recht sonderbar. werden jetzt einige sagen.

Aber wenn ich ihnen nun sage dass dieses Kinderbuch nur in der Cafeteria oder in dem Park des erwähnten Kulturzentrums, und wirklich nur an diesen zwei Orten, gekauft werden kann, dann ist das schon eher etwas Außergewöhnliches.

Wie kommt es aber, dass man ein Kinderbuch nur in einer Cafeteria oder in einer Grünanlage erwerben kann?

Nun dies ist der Dickköpfigkeit von Aida Cordeiro zu verdanken.
Aida Cordeiro ist nämlich Kinderbuchautorin und weigert sich standhaft mit der Hilfe eines Verlags ihre Werke in Umlauf zu bringen.
Sie hat vor Jahren beschlossen ihre Bücher selber zu verkaufen!

Die 71jährige Rentnerin, die einmal Grundschullehrerin war, begann vor gut elf Jahren Kinderbücher zu schreiben, um dann mit dem Reinerlös von diesen, verschiedene nationale Kinderhilfswerke und Tierschutzorganisationen finanziell zu unterstützen.

Aida Cordeiro verkauft ihre Bücher selbst, weil sie am Anfang ihrer Karriere schlechte Erfahrungen mit Verlagen gemacht hat.
Als ihr erstes Buch im Jahre 2000 herauskommen sollte, wurde sie von dem Verlag um die stolze Summe von 27.000 Euro betrogen.
Aida Cordeiro schwor sich damals nie wieder mit einem Verlag zusammenzuarbeiten.

Da die resolute Frau aber das Schreiben nicht aufgeben wollte, kam sie eines Tages auf die Idee ihre Bücher selbst in Druckereien in Auftrag zu geben, und diese dann selbst zu verkaufen.

Heute kann man sie in dem Park und in der Cafeteria des Centro Cultural de Belém antreffen, wo sie ihre Bücher, für nur 5 Euro das Stück, an den Mann (oder auch an die Frau) bringt.
Da sie die Bücher selber schreibt, selber drucken lässt, selber vermarktet und selber verkauft, bleiben ihr jedes Jahr an die 20.000 Euro, die sie an acht verschiedenen Kinder- und Tierorganisationen spendet.

Als der Kulturmäzen und Eigentümer des Kulturzentrums Joe Berardo von Aida Cordeiro hörte, kaufte er ihr sofort 3.000 Bücher ab, die er dann an Schulkinder auf Madeira verteilen lies, der Insel aus der er ursprünglich selber stammt.

Aida Cordeiro hat bis heute neun Bücher geschrieben und sitzt gerade an ihrem zehnten Werk.
Wenn sie die Autorin unterstützen wollen, gehen sie in den Centro Cultural de Belém, auch wenn sie leider nicht jeden Tag im Kulturzentrum anzutreffen ist.
Wenn sie aber anwesend ist, dann wird Aida Cordeiro auch sie mit ihrem Lächeln und ihrer einfachen Art garantiert zum Bücherkauf animieren.

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