Samstag, 6. November 2010

Farmville






Gestern Abend war ich mit ein paar Freunden ein Bier trinken.
Die Gesellschaft guter Freunde und das genießen eines kühlen Bieres, das sind zwei Dinge, die in den letzten Wochen, aufgrund fehlender Zeit, in meinem Leben leider zu kurz gekommen sind.
Deshalb war ich gestern sehr froh, nach einer langen Arbeitswoche, in einer netten Runde ein wenig abschalten zu können.
Wir waren gerade dabei unser zweites Bier zu genießen, als ein Freund eines Freundes, auf seine Armbanduhr schaute, und aufschrie:
„Oh Gott, ich muss nach Hause. Ich muss mich um meinen Garten kümmern.“

Abgesehen davon, das ich es äußerst merkwürdig fand, das sich ein erwachsener Mann so spontan, und für mich völlig überraschend, für Gartenarbeit interessieren konnte, muss ich ehrlich zugeben, das ich es sehr merkwürdig fand, das er dieses ausgerechnet um 22 Uhr abends tat, also mitten in der Nacht, und nicht etwa am heutigen Morgen, bei Tage.

Als er uns, nach einer kurzen Verabschiedung, verließ, hakte ich bei meinen Freunden nach, und die klärten mich auf.
Dieser junge Mann, von dem ich dachte er hätte einen Grünen Daumen und wäre deshalb so scharf auf Gartenarbeit, hatte sich lediglich einen virtuellen Garten bei Farmville zugelegt.

Farmville ist eine beliebte Applikation von Facebook und dient dem „Social Gaming“, also dem gemeinsamen Spiel unter Freunden, Arbeitskollegen und Bekannten.
Bei Farmville geht es darum einen Garten zu gründen, diesen mit der Zeit auszubauen und zu gestallten.
Aber vor allem soll man auch in diesem virtuellen Garten Gemüse und Obst anbauen können und dieses dann auch ernten. Man muss täglich Unkraut jäten, den Rasen mähen und mit den anderen Gartennachbarn gut auskommen.
Je ordentlicher und gepflegter der Garten am Ende ist, desto mehr Punkte kann man gewinnen und seine „Mitstreiter“ bei Farmville besiegen.
Ein ungepflegter, verwilderter Garten bedeutet das gnadenlose Aus in diesem Online-Spiel.

Als ob wir in unseren realen Gärten nicht genug zu tun hätten, werden wir also jetzt mit den virtuellen konfrontiert.

Sofort musste ich an meine beste Freundin Fatima Silva denken, die mir einmal erzählte, das die Mutter ihres jetzigen Freundes, eine ältere Dame, jeden Tag mehrere Stunden am PC verbringen würde, um ja ihren virtuellen Garten in einem Topzustand zu halten.
Erwähnenswert wäre vielleicht noch, das betreffende Dame einen realen, riesigen Garten besitzt, indem, nachdem was man mir erzählte, das Obst Kiloweise an den Bäumen verfault, weil keiner sich die Mühe macht, es zu pflücken, wenn es reif ist.

Damals konnte ich nicht verstehen, wie man frisches Obst an den Bäumen vergammeln lassen kann, um dafür stundenlang am PC so zu tun, als ob man nicht vorhandenes Obst pflücken würde.
Aber seit dem ich gestern gesehen habe, wie ein Mann, die Gesellschaft seiner Freunde, so ohne weiteres, gegen einen virtuellen Garten tauschen kann, weiß mich das an diesem Farmville wirklich etwas dran sein muss.

Ich würde nur gerne wissen was?
Kann mir das einer erklären?...

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