Mittwoch, 29. Dezember 2010

Zum neuen Jahr


Ein Jahr erscheint im Meer der Zeit
Als Tropfen von der Ewigkeit;
Jedoch der Mensch legt auf die Waage
Dreihundertfünfundsechzig Tage,
die er durchlebte, Schritt für Schritt,
in Freud und Leid, genoss, erlitt.

Erlebst des Jahres letzte Stunde
Allein du, oder sei es in froher Runde:
Schau erst zurück, dann froh voraus
Und schreite ohne Furcht hinaus
Ins neue Jahr, das Gott geschenkt,
der unser aller Schicksal lenkt.

(A. Schmitt)


Ich wünsche allen ein gesundes und glückliches Neues Jahr 2011!

Die Arglosen im Ausland


Kurz vor meiner Fahrt an die Algarve, wo ich vorhabe den Jahreswechsel zu verbringen, bin ich mit dem lesen des Buches „Die Arglosen im Ausland“ von Mark Twain fertig geworden.

Ich habe diesen, mehr oder weniger amüsanten Reisebericht des amerikanischen Schriftstellers, vor Wochen in die Finger bekommen und es mit einigen Unterbrechungen gelesen.

Der vor gut hundert Jahren verstorbene amerikanische Schriftsteller, Autor von Werken wie „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ und „Oliver Twist“, ging im Jahre 1867 an Bord des alten Sezessionskriegschiffes „Quaker City“, in Richtung Jerusalem, auf Pilgerfahrt.

Mark Twains erste Station auf dieser Reise war die Azoreninsel Faial.
Damals brauchte man mit dem Schiff 10 Tage von New York bis nach Horta, der Hauptstadt Faials.
Als Twain mit seinen Mitreisenden endlich auf der Insel ankam, waren sie zuerst noch von den barfüßigen und lachenden Kindern angetan.
Doch ihre Freude hielt sich bald in Grenzen, spätestens als besagte Kinder anfingen sie massiv zu bedrängen und anzubetteln.
So wie Twain in seinem Reisebericht erzählt, flüchtete er mit einigen seiner Mitreisenden in das erst beste Wirtshaus der Stadt.

Erschöpft von der langen Reise auf dem Meer, gerade Mal vor lästig bettelnden Kindern geflüchtet und endlich froh festen Boden unter den Füßen zu haben, bestellten sie nicht nur ein gutes Essen, sondern auch Unmengen von Zigarren und guten Wein.
Als dann die Rechnung kam, erschrak die Reisegesellschaft arg.
21.000 Reis sollten die Amerikaner für ihr opulentes Mahl bezahlen.
Die Amerikaner legten zusammen, und brachten es gerade Mal auf 150 US-Dollar. Das war damals eine Menge Geld, und sie hatten auch nicht mehr dabei.

Als der Wirt ihnen den Wechselkurs verriet, war die Erleichterung, sowohl bei Mark Twain als auch bei seinen Begleitern, sehr groß, denn der Wechselkurs belief sich auf 1 zu 1000.
21.000 Reis waren also damals gerade mal 21 US-Dollar!

Den Namen des Restaurants verrät Twain in seinen Aufzeichnungen leider nicht, aber er erwähnt in seinem Reisebericht „Die Arglosen im Ausland“, das die Bewohner der Insel nicht nur zu den Walen, die sie bejagen, ein „sehr enges Verhältnis“ hatten, sondern auch zu ihren „donkeys“, ihren Eseln also.

Fasziniert berichtet Twain „das die Eseln und die Männer, Frauen und Kinder einer Familie alle zusammen im selben Raum schlafen und das alle wahrhaft glücklich sind“.
Man muss wirklich Amerikaner sein, um solch einen Stuss zu schreiben.

Das Buch hat mehrere solcher klugen Stellen, aber ich finde vor allem diese Stelle sehr aufschlussreich, denn so erfahre ich welch inniges Verhältnis einst die Einwohner dieses Eilandes mitten im Atlantik früher zu ihren grauen Gefährten hatten.

Und ich finde wir Portugiesen schneiden bei diesem Reisebericht gar nicht Mal so schlecht ab.
Viel schonungsloser und sarkastischer geht Mark Twain da schon eher mit den Einwohnern von Tanger, Gibraltar, Marseille, Rom oder Athen um.
Wahrscheinlich hatten diese alle damals keine Esel und waren deshalb „wahrhaft nicht glücklich“ …

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Die Nacht vor dem Heiligen Abend


1.
Die Nacht vor dem Heiligen Abend,
da liegen die Kinder im Traum;
sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.

2.
Und während sie schlafen und Träumen,
wird es am Himmel klar,
und durch den Himmel fliegen
drei Engel wunderbar.

3.
Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der Heilige Christ;
er ist so fromm und freundlich,
wie keins auf Erden ist.

4.
Und wie es durch den Himmel
Still über die Häuser fliegt,
schaut es in jedes Bettchen,
wo nur ein Kindlein liegt.

5.
Und freut sich über alle,
dir fromm und freundlich sind;
denn solche liebt vom Herzen
das liebe Himmelskind.

6.
Wird sie auch reich bedenken
Mit Lust aufs allerbeste
Und wird sie schön beschenken
Zum lieben Weihnachtsfeste.

7.
Heute schlafen schon die Kinder
Und sehen es nur im Traum,
doch morgen tanzen und springen
sie um den Weihnachtsbaum.


Ich wünsche allen meinen Lesern und Freunden, die überall auf der Welt verstreut sind, ein frohes, glückliches und friedliches Weihnachtsfest und das eine oder andere kleine Geschenk...

Desejo a todos os meus leitores e amigos, que estão espalhados por todos os cantos do mundo, um Natal muito feliz com páz, alegria, saúde e também algumas prendinhas...

Montag, 20. Dezember 2010

Adventskonzert 2010






Wie vor einigen Tagen hier in diesem blog angekündigt, fand das diesjährige Adventskonzert der Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon (DEKL) am gestrigen 4. Adventssonntag, den 19. Dezember 2010, statt.

Nach dem Abendgottesdienst, der um 17 Uhr stattfand und einem anschließenden Imbiss im Gemeindehaus, begann um 19 Uhr, in der Evangelischen Kirche an der Praça de Espanha, das traditionelle Weihnachtskonzert.

An dem Adventskonzert nahmen als Intertreten der Chor der Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon statt, dem ich voller Stolz angehöre, sowie die „Capella Sacra“, mit Bärbel Griesshaber an der Querflöte, Andreas Häusler an der Trompete, Friederike Zühl am Cello, Pedro Lind and der Geige und Carina Lasch an der Orgel.
Des Weiteren trat der Posaunenchor der Kirche auf, mit Andreas Häusler, Stefan und Anke Stalling und Friederike Zühl.
Claus von Oertzen gab seine Baritonkünste zum Besten und sowohl Carina Lasch als auch Rute Martins spielten die Orgel.

Gespielt wurden Werke von Dietrich Buxtehude, Georg Friedrich Händel, Jaques Berthier, Johann Sebastian Bach, Peter Cornelius, Claude Balbastre, Georg Philipp Telemann und John Rutter.

Wir alle sangen und spielten mit voller Begeisterung.
Und als der Chor das alte, englische Weihnachtslied „Hark! The Herald Angels sing“ fertig gesungen hatte, konnte man im Kirchenraum, außer dem begeisterten Applaus, auch einige „Bravo“-Rufe hören, was uns, die wir alle Laien sind, unheimlich gefreut hat und uns gezeigt hat, das all die Mühe nicht umsonst war.

Als Chormitglied hat mich der gestrige Auftritt nur bestärkt weiter zu machen.
Mein herzlichster Dank gehört Carina, für all die Mühe die sie sich macht, die Zeit die sie sich nimmt und all die Freude die sie uns schenkt.
Auch Anke und Stefan gehört mein besonderer Dank, denn sie haben nicht nur immer ein offenes Ohr, sondern auch ein offenes Haus, in dem wir proben können.
Erst durch sie alle wurde dieses Konzert ein voller Erfolg!

Weihnachtserinnerungen


Lezten Freitag, auf dem Weg ins Büro, bin ich in einen Bus eingestiegen, der voller Grundschüler war.
Es war ihr letzter Schultag, und dementsprechend waren sie euphorisch, nicht nur weil sie jetzt Schulferien haben, sondern weil Adventszeit ist, und Weihnachten vor der Tür steht.

Die Adventszeit sollte eigentliche eine Zeit der Ruhe, der Dankbarkeit und Besinnlichkeit sein. Doch leider ist davon in unserem heutigen Alltag leider nur sehr wenig zu merken.
Die Wochen vor Weihnachten arten immer mehr in Stress, Hektik und Streit aus und manchmal sogar dem Verlust der weihnachtlichen Vorfreude.

Früher, als ich noch ein Kind war und in Deutschland lebte, da war das noch anders – zumindest aus meiner kindlichen Sicht.
Ich mag Weihnachten und die Adventszeit und denke in dieser oft an früher zurück, als ich noch unbeschwert und unbekümmert diese Wochen am Jahresende genießen konnte.
Zurückblickend auf meine frühen Lebensjahre und in meine Grundschulzeit, habe ich im Alter von 6 bis 10 meine schönsten Erinnerungen an Weihnachten und die Adventszeit.

Damals, wenn es morgens kalt und dunkel war und schon der erste Schnee lag, hat es mir einen riesigen Spaß gemacht durch diesen zur Schule zu stapfen und mir dabei die eine oder andere Schneeballschlacht mit meinen Schulfreunden zu liefern.
In der Klasse selber wurde ein wenig mit Selbstgebasteltem weihnachtlich dekoriert.
Auf den Marmorfensterbänken lagen Tannenzweige mit Schleifen und Strohsternen und an den Fenstern klebten selbstgemalte Bilder mit weihnachtlichen Motiven.

Jeden Morgen in der 1. Stunde wurden die Kerzen des Adventskranzes, der immer auf dem Lehrerpult stand, angezündet und das Deckenlicht ausgeschaltet. Frau Koppe, unsere Klassenlehrerin las uns dann eine kurze Weihnachts- oder Adventsgeschichte vor. Auch die Klänge weihnachtlicher Lieder wurden mit Blockflöten durch den Raum getragen. Es war ein an der Wilhelm-Busch-Schule übliches Ritual in der Adventszeit, welches jeden Morgen in den ersten 15 Minuten der ersten Stunde zelebriert wurde.

Auch bei uns zu Hause herrschte in der Zeit vor Weihnachten eine angenehme Stimmung, denn auch die elterliche Wohnung war bereits entsprechend dekoriert, in den ersten Jahren mit einer wunderschönen Krippe, so wie hier in Portugal üblich.
Der „deutsche“ Weihnachtsbaum zog erst mit den Jahren bei uns ein.
Selbstgebackene Plätzchen und Kekse kannte ich als Kind auch nicht, aber dafür, dank meiner Mutter, die ganze Facette der portugiesischen Weihnachtsbäckerei.

Da keiner in unserer Familie damals ein begnadeter Sänger war, kannten wir Weihnachtslieder nur aus dem Kassettenrekorder.
Noch heute habe ich eine alte Kassette aus dieser Zeit, auf der Kinderchöre Weihnachtslieder wie „Alle Jahre wieder“, „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „O Tannenbaum“ und „Lasst uns froh und munter sein“ singen. Nur habe ich leider keinen Kassettenrekorder mehr, um mir diese abzuhören und in alten Erinnerungen zu schwelgen!
Natürlich gibt es heutzutage CD´s auf denen all diese Lieder drauf sind.
Aber es ist nicht dasselbe!

Da bei uns „auf dem Dorf“ in Wixhausen die Einkaufsmöglichkeiten so gut wie nicht vorhanden waren und es das Internet damals noch nicht gab, war es für mich immer ein Erlebnis, wenn die ganze Familie in der Vorweihnachtszeit in die „große Stadt“ fuhr, um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen.
Der Weg führte uns immer nach Darmstadt zum Luisencenter und seinem Karstadt – ein Paradies für jemanden, der die meisten dort angebotenen Dinge nur aus Katalogen und Prospekte kannte.
Natürlich besuchten wir bei dieser Gelegenheit auch den Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz, genau gegenüber dem Darmstädter Schloss, und als Kind bestaunte ich all die schönen Weihnachtsdekorationen dort und auf den Straßen.

Ein Rätsel ist mir allerdings bis heute, wie meine Eltern es schafften, Geschenke für mich und meine Schwester zu kaufen, ohne dass wir etwas davon mitbekamen und uns die Geschenke vom „Christkind“ (wohlgemerkt vom Christkind, nicht vom Weihnachtsmann!) immer wieder aufs Neue überraschten.

Advent und Weihnachten waren in meinen Kindertagen einfach schön und unbeschwert.
Hektik, Sorgen, Stress und Streit sowie Geld waren mir fremd bzw. wurden von unseren Eltern liebevoll von uns fern gehalten.
Irgendwie vermisse ich diese Zeit und möchte am liebsten noch einmal 7 oder 8 Jahre alt sein damit ich das noch einmal erleben kann.

Samstag, 18. Dezember 2010

Der Traum


Ich lag und schlief,
Da träumte mir ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserem Tisch
Vor mir ein hoher Weihnachtsbaum.

Und als ich nach dem Baume sah
Und ganz verwundert stand,
Nach einem Apfel griff ich da,
Und alles, alles schwand.

Da wachte ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war es um mich:
Du lieber schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo finde ich dich?

Da war es just, als rief er mir:
Du darfst nur artig sein,
dann stehe ich wiederum vor dir
jetzt aber schlaf nur ein!

Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringt dir der heilige Christ
den schönsten Weihnachtsbaum!

Als Friedrich Reichardt im Jahre 1786 diese Weise komponierte und Jahre drauf Hoffmann von Fallersleben den Text dazu dichtete, war es so, das die Beiden vielen Menschen ihrer Zeit aus dem Herzen sprachen.

Auch heute noch, gut 250 Jahre nach dem Dichten dieses wunderschönen Werkes, können sich viele mit dem Traum von Weihnachten und dem schönen Weihnachtsbaum, den Hoffmann von Fallersleben damals träumte, identifizieren, obwohl wir von Kommerz, Hektik und Stress umgeben sind.
Aber wenn es eine Zeit zum träumen gibt, wenn es wirklich eine Zeit der Hoffnung und Liebe gibt, dann ist es die Weihnachtszeit.

Mögen alle Eure Träume und Hoffnungen in Erfüllung gehen, das wünsche ich Euch von ganzem Herzen.

Allen einen traumhaftschönen 4. Advent!

Weihnachtsbeleuchtung II






Noch nie habe ich die Rua Augusta, die Prachtstraße der Baixa, oder ihre Parallelstraßen, die Rua da Prata und die Rua do Ouro zur Weihnachtszeit so armselig beleuchtet gesehen, wie in diesem Jahr.

Auch die Querstraßen, wie die Rua da Encarnação oder die Rua de São Nicolau, sind eher dunkel als hell erleuchtet.

Nur im Stadtteil Chiado ist die Beleuchtung etwas bunter gehalten. In einem zarten Pink ist dieses Jahr dort die Rua Garrett mit einer Straßenbeleuchtung dekoriert.

Aber wer die Rua Garrett in früheren Jahren bestaunen konnte, wird den Unterschied zu diesem Jahr sehr wohl merken.

Weihnachtsbeleuchtung I






Wer dieser Tage abends durch die Baixa oder den Chiado in Lissabon geht, der kann ganz deutlich sehen, wie tief Portugal in der Krise steckt.
Lissabon ist zu dieser Jahreszeit, an der es normalerweise festlich erleuchtet ist, stockdunkel!
Es muss gespart werden - auch am Licht!
Und nicht nur hier in Lissabon wird gespart, nein, im ganzen Land wird auf Sparflamme dekoriert.

Wer in den letzten Jahren durch die Lissabonner Altstadt ging, der konnte die wunderschön opulente Lichtpracht bewundern, die die Plätze und die Straßen der Stadt erleuchteten.
Überall war es bunt, hell und funkelte es.
Wir hatten sogar hier in Lissabon über Jahre hinweg den größten und hellsten Weihnachtsbaum Europas - wenn auch nur künstlich.
Die Stadt war prachtvoll anzusehen, und von überall kamen die Touristen, zuckten ihre Kameras, um die weihnachtlich dekorierte Stadt für immer auf ihren Bildern festzuhalten!

Und heute?
Heute bilden ein paar einfache Lichterketten und einige armselige Beleuchtungen die ganze Weihnachtsdekoration.
Wie konnte es nur soweit kommen?

Am Cais do Sodré, wo sonst eine große Krippe stand, steht dieser Tage ein aus Lichterketten gemachter Weihnachtsbaum.
Vom Lissabonner Rathaus, das früher über und über von funkelnden Lichtern überseht war, sind heute nur noch die acht Hauptsäulen erleuchtet.
Und die Praça do Comércio, die die letzten Jahre hinweg bunt war, auf der man den riesigen, schon erwähnten Weihnachtsbaum, bewundern konnte, und auf der man die schönste Weihnachtsmusik hörte, ist heute ein schwach beleuchteter, stiller Platz, auf dem die Menschen hasten um ja vor der Kälte zu fliehen.
Keiner bleibt mehr stehen, staunt und bewundert.

Wie konnte es nur soweit kommen?

Mittwoch, 15. Dezember 2010

In der Weihnachtszeit


So klar gefegt der Winterhimmel
Von lieben Weihnachtsengelein,
und in den Straßen ein Gewimmel
von frohen Menschen, groß und klein,
im kalten Wintersonnenschein.

Die Dächer und die hohen Bäume,
die blicken alle still verschneit,
und lauter selige Weihnachtsträume,
die fliegen durch die Dunkelheit
in allertiefster Heimlichkeit.

Es geht ein Raunen durch die Gassen
Und wie verzaubert ist die Nacht.
Und wird die Menschen hoffen lassen?
Die Weihnachtszeit in ihrer Pracht
Hat Frieden nun und Freud´ gebracht.

(Gert Marthner)

Dienstag, 14. Dezember 2010

Einladung zum Adventskonzert 2010


Das diesjährige Adventskonzert der Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon (DEKL) findet dieses Jahr am Sonntag, den 19. Dezember 2010, dem 4. Advent, statt.

Nach einem Abendgottesdienst, der um 17 Uhr stattfinden wird und einem anschließenden Abendessen im Gemeindehaus, wird um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche das traditionelle Weihnachtskonzert erklingen.

Bei dem Adventskonzert werden mitwirken der (immer noch namenlose) Chor der DEKL, der Elternchor der Deutschen Schule Lissabon (DSL), der Capella Sacra Posaunenchor der DEKL, sowie der Bariton Claus von Oertzen und die Organistinnen Rute Martins und Carina Lasch, die nicht nur die Orgel spielen wird sondern auch die Gesamtleitung der Veranstaltung haben wird.

Wie jedes Jahr, so wird auch heuer bei dieser musikalischen Einstimmung auf Weihnachten, der Eintritt frei sein!

Samstag, 11. Dezember 2010

Hark! The Herald Angels sings


Seit nunmehr mehreren Proben hat der Chor der DEKL, dem ich angehöre, unter der Leitung von Carina Lasch, sich dem Weihnachtslied „Hark! The Herald Angels sings“ angenommen.

Unser Ziel ist es, dieses traditionelle englische Weihnachtslied an unserem diesjährigen Weihnachtskonzert, welches im Anschluss an den Abendgottesdienst am 4. Advent stattfindet, zum Besten zu geben.

Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten sind wir langsam aber sicher mit dem Lied und seinem Text warm geworden, und bei der letzten Probe konnten wir es voller Inbrunst und fast fehlerfrei von uns geben.

Der Urtext dieses Liedes stammt von Charles Wesley, dem Bruder von John Wesley und Begründer der englischen Methodistenkirche (engl.: Methodist church), der diesen 1739 als Gedicht veröffentlichte.
George Whitefield, der ein Freund von Charles Wesley war, änderte später den Text von „Hark! The Herald Angels sings“ in seine heutige Version um.

Die Melodie, nach der wir heute das Lied singen, geht auf den berühmten Felix Mendelssohn Bartholdy zurück, der die Musik im Jahre 1840, in Leipzig, komponierte.

Erst 1855, also 116 Jahre nach dem erscheinen des Gedichtes von Charles Wesley, fanden Musik und Text zusammen, und wurden von nun an zusammen als Weihnachtslied gesungen.

Der Text lautet wie folgt:

„Hark! The Herald Angels sings“

1.
Hark! The herald angels sing
Glory to the newborn King!
Peace on earth and mercy mild
God and sinners reconciled
Joyful, all ye nations rise
Join the triumph of the skies
With the angelic host proclaim:
Christ is born in Bethlehem
Hark! The herald angels sing
„Glory to the newborn King!“

2.
Christ by highest heav'n adored
Christ the everlasting Lord!
Late in time behold Him come
Offspring of a Virgin's womb
Veiled in flesh the Godhead see
Hail the incarnate Deity
Pleased as man with man to dwell
Jesus, our Emmanuel
Hark! The herald angels sing
„Glory to the newborn King!“

3.
Hail the heav'n-born Prince of Peace!
Hail the Son of Righteousness!
Light and life to all He brings
Ris'n with healing in His wings
Mild He lays His glory by
Born that man no more may die
Born to raise the sons of earth
Born to give them second birth
Hark! The herald angels sing
„Glory to the newborn King!“


Ins Deutsche übersetzt lautet der Text in etwa wie folgt:

1.
Horcht! Des Engels Herold singt, -
Ehre sei dem neugeborenen König! Frieden auf Erden, und milde Gnade,
Gott und Sünder ausgesöhnt.
Erhebt Euch fröhlich, alle ihr Nationen,
Stimmt mit ein in den Triumph der Himmel;
Ruft es mit dem Heer der Engel aus,
Christus ist in Bethlehem geboren.
Horcht! Des Engels Herold singt:
„Ehre sei dem neugeborenen König!“

2.
Christus, angebetet von den höchsten Himmeln:
Christus, der ewige Herr;
Seht ihn kommen spät in der Zeit,
Nachkomme des auserwählten einen.
Seht die Gottheit, verschleiert im Fleisch
Grüß die leibhaftige Gottheit:
Zufrieden, als Mensch, unter Menschen zu wohnen,
Jesus, unser Gott-mit-uns!
Horcht! Des Engels Herold singt:
„Ehre sei dem neugeborenen König!“

3.
Gruß dem himmlisch-geborenen Prinzen des Friedens!
Gruß dem Sohn der Rechtschaffenheit!
Er bringt Licht und Leben zu allen,
emporgestiegen mit Heilung in seinen Flügeln
Mild legt er seine Herrlichkeit ab,
geboren, damit kein Mensch mehr sterben muss:
Geboren, um das Ticken der Erde heraufzudrehen,
geboren, um ihnen eine zweite Geburt zu geben.
Horcht! Des Engels Herold singt:
„Ehre sei dem neugeborenen König!“


Es gibt, außer den vielen Choraufnahmen weltweit, auch ein paar berühmte Solisten, die mit diesem Weihnachtslied Erfolg hatten.
Da wären zum einen Vanessa Williams und in neuster Zeit Mariah Carey.
Aber so richtig berühmt mit diesem Lied wurde Frank Sinatra, der in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts einen Riesenerfolg mit ihm hatte.

Unser Chor kann diese und andere Erfolge sobald nicht Toppen.
Aber wir nehmen es sportlich und hoffen mit unseren Chor ein wenig dazu beizutragen Freude in die Herzen der Menschen zu bringen.

Allen einen besinnlichen und friedlichen dritten Advent!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Bald kommt der Nikolaus


Im Winter, wenn es stürmt und schneit
Und’s Weihnachtsfest ist nicht mehr weit,
Da kommt weit her aus dunklem Tann
Der liebe, gute Weihnachtsmann.
Knecht Ruprecht wird er auch benannt,
Ist allen Kindern wohlbekannt.
Er kommt mit einem großen Schlitten
Grad aus des tiefsten Waldes Mitte.
In seinem Sack sind gute Sachen,
die braven Kinder Freude machen.
Doch auch die Rute ist zur Hand
Für Kinder, die als bös bekannt.
Das mag wohl früher so gewesen sein;
Heut gibt’s nur brave Kinderlein.
Die sagen schnell ihr Sprüchlein auf,
Knecht Ruprecht macht den Sack dann auf.
Und Äpfel, Nüsse, Pfefferkuchen
Darf gleich das liebe Kind versuchen.
Knecht Ruprecht aber fährt geschwind
Davon zum nächsten artigen Kind.

(E. Heine)


Euch allen, ob groß oder Klein, wünsche ich Morgen einen schönen Nikolaustag, verbunden mit der Hoffnung auf eine Menge leckerer Schokolade, duftendem Lebkuchen und vielen anderen Leckereien aus der Weihnachtsbäckerei.

Eselsohren: „Das Kabinett der Wachsmalerin“


Als ich vor einigen Jahren in Paris war, stand auch das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud auf meinem Besuchsprogramm, ein Besuch welches ich niemals vergessen werde.
Die Figuren die dort ausgestellt wurden waren sehr realistisch modelliert worden, so realistisch, dass manche von ihnen wie echt aussahen.
Schon vor gut 200 Jahren, als Madame Tussaud ihr erstes Wachsfigurenkabinett in London eröffnete, war das so.

Als Madame Marie Tussaud im Jahre 1802 mit ihrem kleinen Sohn Joseph in England ankam, trauten die Zöllner ihren Augen nicht, denn kaum hatten sie eine Kiste geöffnet, kamen ihnen blutverschmierte Köpfe entgegen.
Die Wachsmalerin konnte aber den Irrtum aufklären.
Die blutverschmierten Köpfe waren aus Wachs und sehr realistisch verarbeitet worden.

Tussaud war von Frankreich nach England gereist, um dort die Figuren der hingerichteten, französischen Revolutionäre auszustellen.
Sie wollte auch nur kurz bleiben auf den britischen Inseln.
Doch der Krieg zwischen England und Frankreich zwang sie zu bleiben.

Marie Tussaud reiste jahrelang kreuz und quer durch das Land, lernte die Gefahren des Reiselebens kennen und musste sich als Geschäftsfrau behaupten, etwas was zu der damaligen Zeit äußerst ungewöhnlich war.
Erst viele Jahre und einige Kriege später, nachdem sie sich in England etabliert hatte, konnte sie in London ihr Weltberühmtes Wachsfigurenkabinett eröffnen, und schließlich zur Legende werden.

Über das Leben und Wirken dieser Frau handelt das Buch das ich heute hier vorstelle, und welches im List Verlag erschienen ist.
Geschrieben wurde dieser geschichtliche Roman von Sabine Weiß, die 1968 geboren wurde, und die dann später in Hamburg Germanistik und Geschichte studierte.
Seit 1995 arbeitet sie als freie Journalistin.
„Das Kabinett der Wachsmalerin“ ist der zweite Roman den Sabine Weiß schreibt und ich hoffe es werden noch viele, viele andere folgen.

Samstag, 4. Dezember 2010

Leise rieselt der Schnee


Mit dem Weihnachtslied „Leise rieselt der Schnee“, einer alten Weise und Worten von Eduard Ebel(1839-1905), und in Anlehnung an das kalte und verschneite Wetter welches in Deutschland und zum Teil auch hier in Portugal gerade herrscht, möchte ich allen weiterhin eine schöne Adventszeit wünschen.


-1-
Leise rieselt der Schnee,
Still und starr liegt der See,
Weihnachtlich glänzet der Wald,
Freue dich, Christkind kommt bald!

-2-
In den Herzen ist´s warm,
Still schweigt Kummer und Harm,
Sorge des Lebens verhallt,
Freue dich, Christkind kommt bald!

-3-
Bald ist Heilige Nacht,
Chor der Engel erwacht,
Hört nur, wie lieblich es schallt:
Freue dich, Christkind kommt bald!

(Eduard Ebel)

Allen einen friedvollen zweiten Advent!

Immigration ist ein Teil der portugiesischen Geschichte


Wir Portugiesen sind schon immer gerne in der Weltgeschichte herumgesegelt und haben auch seit jeher unser Glück in anderen Teilen der Welt gesucht.
Immigration (port.: emigração) ist seit den Tagen der Entdeckungen ein Fakt und Teil unserer Geschichte.
Überall haben Portugiesen, über die Jahrhunderte hinweg, ihr kulturelles Erbe hinterlassen, sei es in der Architektur, in der Gastronomie, der Folklore, den künstlerischen Manifestationen und den Volksfesten.
Und diese Geschichte der Immigration wiederholt sich alle paar Jahrzehnte - immer wieder.

Nach einer Nachricht der Tageszeitung „Diário de Noticias“, vom gestrigen Tag, sind in den letzten Zehn Jahren an die 700.000 Portugiesen immigriert.
Um genau zu sein, waren es 697.962 Menschen, die die dritte Auswanderungswelle der letzten Hundert Jahre hier in Portugal, auslösten.

Seit gut 10 Jahren verlassen ca. 70.000 meiner Landsleute jedes Jahr Portugal, um in Ländern wie Großbritannien, Spanien, Schweiz und sogar Angola, eine neue Heimat zu finden, darunter sind 13% der Hochschulabgänger des Landes.
Im Gegensatz zu den ersten zwei Auswanderungswellen, verlassen heute zunehmend hoch qualifizierte und technisch begabte Arbeitskräfte das Land.

Die erste Auswandererwelle, die von 1910 bis 1930 andauerte, führte die Portugiesen vor allem nach Brasilien und anderen Ländern in Übersee, wie etwa Venezuela und Kanada.
Es war die Armut, die Arbeitslosigkeit und der Hunger, die vor allem junge Männer, die meisten von ihnen Analphabeten, damals Zwang, die Kontinente zu wechseln.
Man schätzt heute, dass etwa 2.500.000 Portugiesen damals ihren Weg über den Atlantik fanden.

Die zweite Auswandererwelle war von 1960 bis 1974, während der Salazardiktatur.
Damals gingen schätzungsweise 1.300.000 Portugiesen außer Landes, einige von ihnen in die Schweiz, Holland, Belgien, Luxemburg und auch nach Deutschland, so wie mein Vater.
Aber vor allen Dingen zog es die Menschen damals nach Frankreich und seine Hauptstadt Paris.
Paris war, über Jahre hinweg, die zweitgrößte Stadt Portugals!
Viele verließen damals Portugal aus wirtschaftlichen Gründen, aber viele auch, aus politischen Gründen.

Die dritte Auswanderungswelle findet, wie schon erwähnt, gerade statt.
Hunderttausende verlassen das Land in Zeiten der Krise.
Viele, vor allem die jüngeren, sehen gar keine andere Auswahl, als auszuwandern.
Wenn sich nicht bald etwas grundlegendes hier in Portugal ändert, und wir die miserable wirtschaftliche Lage nicht überwinden können, dann wird sich dieser Exodus wohl leider noch über Jahre hinziehen!

Nicht das wir das nicht überleben würden, denn wie ich schon bereits erwähnte, ist die Immigration ein Teil der portugiesischen Geschichte.
Aber jede Regierung sollte sich schämen, wenn heutzutage junge Portugiesen aus Not gezwungen werden in England Truthähnen den Hals durchzuschneiden oder in der Schweiz die Straßen zu kehren.
Das dürfte es im 21. Jahrhundert gar nicht mehr geben!

Dienstag, 30. November 2010

01. Dezembro 1640, Dia da Restauração


Wissen sie, was morgen für ein Tag hier in Portugal ist?

Nun, wenn sie mit dem Land einigermaßen vertraut sind, dann werden sie wissen, das morgen Feiertag ist, hier in Portugal.
Was allerdings morgen für ein Feiertag ist, das wissen selbst viele Portugiesen nicht, zumal die jüngere Generation nicht!

Damit sind sie aber nicht alleine, denn die Mehrheit der portugiesischen Zeitungen und Nachrichtenagenturen ignoriert diesen Tag völlig.

Morgen ist „Dia da Restauração“ (dt.: „Tag der Wiederherstellung“ oder „Tag der Wiedererlangung“)
Morgen jährt sich zum 371. Mal der Tag, an dem Portugal die Wiedererlangung der Unabhängigkeit von Spanien errungen hat. Wäre dieser Tag nicht gewesen, dann wären wir heute wohl noch ein Teil Spaniens und eines seiner vielen Provinzen - ein Baskenland, nur etwas im Süden gelegen, das wären wir wohl heute.

Damals, im Jahre 1640 zettelten ein paar mutige Männer einen Aufstand gegen die spanische Vizekönigin in Lissabon an.
Aus diesem Aufstand wurde eine Revolution, und aus dieser Revolution ergab sich ein 24 Jahre andauernder Krieg, der mit der völligen Unabhängigkeit Portugals von Spanien endete.

Die Revolution vom 01. Dezember 1640 ist zweifelsohne eine der wichtigsten Ereignisse der portugiesischen Geschichte.
Damals hat sich, das von den Habsburgern mit Absicht geschwächte und klein gehaltene Portugal, gegen die Großmacht Spanien erhoben und die selbige herausgefordert, und zwar auf eine Art und weise, das es der damalige spanische König nicht glauben wollte, die ganze Revolution für einen üblen Scherz hielt.
Er ignorierte völlig, wie so viele seiner Landsleute, den Freiheitsdrang und Unabhängigkeitswillen der Portugiesen.

D. João, Duque de Bragança (dt.: D. João, Herzog von Bragança), der nur wenige Tage nach der Revolution zu König João IV ausgerufen wurde, setzte damals alles auf eine Karte.
Er war es, der damals gegen die Ignoranz der Spanier zu Felde zog und einen Sieg davon trug, nach langen, leidvollen und schwierigen 24 Jahren.

Heute sind wir von keiner fremden Macht mehr bedroht und wir müssen so bald auch keinen Krieg führen, so hoffen wir.
Den einzigen Krieg den wir Portugiesen heute führen müssen, ist der, gegen uns selbst, gegen das Vergessen und unsere eigene Ignoranz!

Einen schönen und erholsamen 01. Dezember!

Gut, erschwinglich und traditionell


Oft werde ich gefragt, wo man denn in Lissabon gut und billig traditionell portugiesisch Essen kann.
Nun, um ehrlich zu sein, die Orte wo man gut und billig essen kann werden auch hier in der Hauptstadt langsam knapp.
Nichtsdestotrotz gibt es noch den einen oder anderen Geheimtipp hier in der Stadt, wo man hervorragend portugiesisch essen kann, was nicht heißen soll das diese Geheimtipps alle auch kostengünstig sind.

In der Zeit in der wir leben hat alles seinen Preis – auch eine gute Mahlzeit.
Und so soll es auch sein, denn lieber bezahle ich für ein gutes Essen etwas mehr, als für irgendein Hundefutter einen Fantasiepreis.

Ich habe mir Gedanken über das eine oder andere Restaurant und Lokal gemacht, und hier eine kleine Liste erstellt, von den Restaurants die man hier in Lissabon getrost besuchen kann, ohne Gefahr zu laufen bis aufs letzte Hemd ausgezogen zu werden.

- „Taberna Ideal“ – In der Rua da Esperança n° 112 gelegen, im Statteil Santos

- „Stop do Bairro“ – Liegt in der Rua Tenente Ferreira Durão n° 55ª, im Stadtteil Campo de Ourique

- „Galeto“ – Im Stadtteil Saldanha gelegen, an der Avenida da República n° 14ª

- „Café do Paço“ – Liegt im Paço da Rainha n° 62ª, im Stadtteil Canpo Mártires da Pártia

- „Alecrim ás Flores“ – In der Travessa do Alecrim n° 4 gelegen, im Stadtteil Cais do Sodré

- „Faz Figura“ – In der Alfama, dem ältesten Stadtteil der Stadt gelegen, in der Rua do Paraíso n° 15b

- „Sítio dos Bons Amigos“ – Liegt im Stadtteil Alvalade, in der Rua Dr. Gama Barros n° 32

- „A Merendeira“ – Im Stadtteil Santos, in der Avenida 24 de Julho (hier gibt es den besten Caldo Verde der Stadt!)

Alle Restaurants die ich hier aufgeführt habe stehen in einem guten Preis-Leistungsverhältnis und sind alle, wie es sich für ein gutes portugiesisches Restaurant gehört, auch sonntags geöffnet. Viele von ihnen bieten noch zu „unmöglichen“ Zeiten eine warme Mahlzeit an, wie das „A Merendeira“ welches bis um 6 Uhr morgens geöffnet hat oder das Restaurant „Sítio dos Bons Amigos“, der seinem Namen alle Ehre macht, und wo man mit seinen Freunden noch um 5 Uhr früh gutes portugiesisches Essen warm auf den Tisch bekommt!

In diesem Sinne: Guten Appetit!

Samstag, 27. November 2010

Advent


Es treibt ein Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus, den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin, bereit –
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

(Rainer Maria Rilke)

Ich wünsche Euch allen, wo auch immer auf der Welt Ihr sein möget, einen besinnlichen 1. Advent und eine schöne Vorweihnachtszeit.

Die Wasserfontainen im Schlosspark von Queluz


Wenn sie den Königspalast von Queluz (port.: Palácio Nacional de Queluz) nur in den letzten 20 Jahren besucht haben, dann haben sie jetzt einen Grund mehr ihn zu besuchen!

Die 15 Wasserfontainen und Wasserspiele, die 20 Jahre außer betrieb waren, sind jetzt wieder repariert und restauriert, und können alle im neuen Glanz bestaunt werden.
Restauriert geben sie jetzt dem Besucher in etwa den Eindruck wieder, wie die königlichen Parks und Gärten in Queluz zu Zeiten der Könige ausgesehen haben, als sie bei großen Festen und Feiern den Palastgarten zum strahlen und glänzen gebracht haben.

Von den 15 Fontainen wurden vier in London (port.: Londres) restauriert, im berühmten britischen Atelier von Rupert Harris.
Die anderen 11 wurden direkt an Ort und Stelle restauriert, allerdings auch mit der Unterstützung von Rupert Harris und seinem Atelier.
So wurden z.B. der berühmte Kachelkanal (port.: Canal de Azulejos) und der wunderschöne Neptunbrunnen (port.: Fonte de Neptuno) nach Jahrzehnte langer Deaktivation wieder zum laufen gebracht.

Gekostet hat die ganze Aktion dem portugiesischen Steuerzahler in etwa 3 Millionen Euro.
In Zeiten der Krise, sehr viel Geld, aber so wie ich glaube, gut investiertes Geld.
Wenn man bedenkt, das man bis dato, immer die vielen Autos von dem Nahen Autobahnzubringer IC19 bei einem Spaziergang im Schlosspark hörte, und diese, dank des Wasserplätscherns, jetzt nicht mehr so deutlich zu hören sind, alleine das ist jeden Euro wert!

Wer noch dieses Jahr die schönen Schloßfontainen sehen will, muss sich jetzt sputen, denn der Schlosspark von Queluz schließt Anfang nächsten Monat seine Pforten.
Erst im kommenden Frühling werden die Besucher dann wieder in den Genuss dieses Spektakels kommen können.

Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt


„Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (port.: “Quem salva uma vida, salva o mundo inteiro.”) – diese simple Inschrift auf dem Grabstein von Aristides de Sousa Mendes war in Portugal jahrzehntelang der einzige Hinweis auf die Verdienste des Mannes, der als portugiesischer Generalkonsul in Bordeaux (port.: Bordéus) 30.000 Menschen verschiedenster Nationalitäten, darunter etwa 14.000 Juden, durch Ausstellung von Visa vor den Nationalsozialisten in Sicherheit gebracht hatte.
Vom Diktator Salazar eigenhändig aus dem diplomatischen Dienst entlassen, gesellschaftlich geächtet, verstarb er 1954, nach Jahren bitterster Armut, an den Folgen eines Schlaganfalls.

Aristides de Sousa Mendes gehört geschichtlich wohl zu den wichtigsten Portugiesen dieses Jahrhunderts - für mich persönlich ist er, zweifelsohne, der Wichtigste!

Aristides de Sousa Mendes do Amaral e Abranches, so sein ganzer Name, wurde am 19. Juli 1885 in Cabanas de Viriato, im Herzen Portugals, als Spross einer Familie aristokratischer Abstammung geboren.
Sein Vater war Richter am Obersten Gerichtshof von Lissabon, sein Zwillingsbruder César in den Jahren 1932-33 als Außenminister Mitglied der Regierung des Diktators António de Oliveira Salazar.

Aristides studierte Jura an der Universität von Coimbra (port.: Universidade de Coimbra). Nach Abschluss des Studiums im Jahre 1908, heiratete er seine direkte Cousine und Jugendliebe, Maria Angelina Ribeiro de Abranches. Kurz nach seiner Heirat trat Sousa Mendes in den diplomatischen Dienst ein.
Seine Laufbahn führte ihn durch verschiedene Länder wie Britisch-Guayana, Sansibar, Brasilien und die USA.
1929 wurde er zum Generalkonsul in Antwerpen ernannt.

Die Jahre in Antwerpen schienen ein Höhepunkt in Sousa Mendes Karriere zu werden. Man ernannte ihn zum Doyen des diplomatischen Corps, sein Haus wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Antwerpen. Doch überschattet wurde diese Zeit vom Tod seines Sohnes Manuel.
Dies dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass er um seine Versetzung nach Ostasien bat.
Doch Salazar ernannte Sousa Mendes, gegen dessen ausdrücklichen Wunsch, zum Generalkonsul im französischen Bordeaux.

Der Dienstantritt Sousa Mendes im August 1939 fiel in die Wochen vor dem Überfall Deutschlands auf die Völker Europas.
Salazar, dessen Politik von der Aufrechterhaltung der Neutralität Portugals bestimmt war und der darüber hinaus Sympathien für Hitlers „Kampf gegen den Kommunismus“ empfand, erließ Weisung an seine Konsuln, dass an Ausländer mit unbestimmter Nationalität, an Staatenlose und an Juden, die aus ihren Herkunftsländern vertrieben wurden, keine portugiesischen Visa ausgestellt werden dürfen.
Wenige Tage nach Eintreffen des als „Circular 14“ bezeichneten Rundschreibens Salazars, unterzeichnete Sousa Mendes ein Visum für einen jüdischen Flüchtling aus Wien.
Zahlreiche weitere Visa sollten folgen.

Mit dem Vormarsch der deutschen Truppen stieg die Zahl der Flüchtlinge sprunghaft an. Ein großer Teil strömte ab Mitte 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs – Offiziere und Widerstandskämpfer aus den besetzten Ländern, verfolgte Schriftsteller und Intellektuelle sowie eine unübersehbare Zahl an jüdischen Flüchtlingen.

Sousa Mendes half mit der Ausstellung von Visa, wo er nur konnte. Oft blieben die per Fernschreiben nach Lissabon gesandten Anträge ohne Antwort. Im April 1940 hatte er gegen die Vorschriften bereits so oft verstoßen, dass er einen Verweis seiner vorgesetzten Dienststelle erhielt.
Angesichts der verzweifelten Situation vieler Flüchtlinge hatten Angelina und Aristides ihr Haus für jene geöffnet, die ihre Hilfe am dringendsten benötigten, unter ihnen Chaim Krüger, ein Rabbiner aus Galizien, der mit Frau und fünf Kindern über Belgien nach Bordeaux geflohen war.
Der Rabbiner und der Konsul wurden gute Freunde.

Im Juni 1940 wurde die Situation für die Flüchtlinge immer aussichtsloser. Die Reaktion Lissabons auf die Visaanträge blieb nach wie vor zurückhaltend. Zudem hatte Spanien am 12. Juni offiziell seinen Status von neutral auf „nicht Krieg führend“ geändert. Damit geriet auch das mit Spanien verbündete Salazar-Regime unter Druck.
Der Generalkonsul sah nur noch einen Ausweg.

Am 17. Juni fasste er den Entschluss, an alle Flüchtlinge die notwendigen Papiere auszugeben. Gleichzeitig ließ er durch Rabbiner Krüger die Nachricht verbreiten, dass er ausnahmslos jedem ein Visum erteilen würde, „ungeachtet der Nationalität, Rasse oder Religion!“ Im Akkord wurden die Dokumente bearbeitet, die Pässe in Säcken gesammelt, ausgefüllt, gestempelt und unterzeichnet. Wer keinen Pass besaß, erhielt sein Visum auf einem Blatt Papier. So konnten die Flüchtlinge über den einzigen von Spanien genehmigten Fluchtweg zwischen Hendaye und Írun die portugiesischen Häfen erreichen und von dort weiter nach Übersee fliehen.

In der Nacht des 19. Juni wurde Bordeaux von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Die vor dem Konsulat wartende Menschenmenge flüchtete panisch in Richtung Bayonne und Hendaye, um die spanische Grenze zu erreichen. Sousa Mendes folgte dem Flüchtlingsstrom nach Bayonne – dort umlagerten bereits 25.000 Menschen das kleine portugiesische Konsulat – und übernahm in der ihm unterstellten Vertretung die Befehlsgewalt, um das in Bordeaux bewährte System der Visaausstellung „am Fließband“ fortzusetzen.

Das Drama erreichte am 22. Juni seinen Höhepunkt: Als bekannt wurde, dass Frankreich die Waffenstillstandsbedingungen der Deutschen akzeptiert hatte, brach unter den Flüchtlingen erneut Panik aus.
Wer bereits Dokumente besaß, versuchte die spanische Grenze bei Hendaye zu erreichen. Aristides folgte den Flüchtlingen und verteilte die Visa auf den Straßen von Hendaye. Als der Grenzübergang von den spanischen Grenzbeamten geschlossen wurde, öffnete er eigenhändig die Schranke.

Inzwischen waren in Bordeaux und Bayonne Telegramme aus Lissabon eingetroffen, in denen Sousa Mendes aufgefordert wurde, seine Aktivitäten umgehend einzustellen. Am 24. Juni sandte Salazar seinem Generalkonsul ein Telegramm mit dem Befehl, unverzüglich nach Portugal zurückzukehren.
Sousa Mendes ließ sich Zeit. Bevor er am 8. Juli in Portugal eintraf, hatte er noch auf seinem Weg durch Frankreich zahlreiche weitere Dokumente unterzeichnet und so viele jüdische Flüchtlinge vor der Deportation in die Konzentrationslager bewahrt.

Aristides de Sousa Mendes hatte zahllosen Menschen das Leben gerettet, zurückgekehrt nach Portugal fiel er in Ungnade. Obwohl Salazar auch weiterhin die Grenzen Portugals für Flüchtlinge offen hielt, war er nicht bereit, seinem Konsul dessen Eigenmächtigkeit und Ungehorsam zu verzeihen.
In einem Disziplinarverfahren wurde Sousa Mendes aus dem diplomatischen Dienst entfernt, seine Pension gestrichen und seine Zulassung als Rechtsanwalt wurde ihm verweigert.

Die finanzielle Situation der Familie begann sich drastisch zu verschlechtern, zumal auch die erwachsenen Kinder in Portugal keine Anstellung erhielten. Bald musste der Familiensitz in Cabanas de Viriato versteigert werden. Die Familie lebte nun in Lissabon, das Geld für Miete und Essen kam von der amerikanischen Hebrew Immigrant Aid Society (HIAS).
Angelina Ribeiro de Abranches verstarb 1948 an den Folgen einer Gehirnblutung, Aristides am 3. April 1954 im Krankenhaus des „Ordem Terceira“ in Lissabon.

Obwohl Sousa Mendes bereits 1966 als Gerechter unter den Völkern geehrt und ihm in Yad Vashem, in Jerusalem, ein Hain von 10.000 Bäumen gewidmet wurde, begannen in Portugal selbst, die Bemühungen um seine Rehabilitierung erst im Jahre 1986.
Am 18. März 1988 ließ das Portugiesische Parlament offiziell alle gegen seine Person erhobenen Vorwürfe fallen, er wurde postum wieder in das diplomatische Corps aufgenommen und erhielt den höchsten Orden des Landes.

Die späte Rehabilitierung war jedoch kein Ausgleich für die Demütigungen, die Aristides und seine Familie ertragen mussten.
Ihr Schicksal war kein Einzelfall.
Carl Lutz, der Schweizer Vizekonsul in Budapest, Chiune Sugihara, der japanische Konsul in Kaunas, und Paul Grüninger, Polizeichef des Kantons St. Gallen, retteten zahllosen Juden das Leben und bezahlten ihren Einsatz mit dem Verlust der Karriere.

Das mehr als eine Million Menschen während des Zweiten Weltkrieges über Portugal vor den Nazis flüchten konnten, verdankten sie zum größten Teil Aristides de Sousa Mendes.

Er hatte das Tor in die Freiheit geöffnet.

Advents-Bazar


Am letzten Sonntag, den 21. November 2010, fand, in der Escola dos Salesianos in Lissabon, am Campo de Ourique, der Ökumenische Advents-Bazar der Deutschen Katholischen Kirche und der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde statt.

Neben traditionellem handgefertigten Weihnachtsschmuck und selbst gemachten Weihnachtskränzen, einem Flohmarkt auf dem man Bücher und Nostalgisches erwerben konnte, gab es auch die Möglichkeit deutsche Lebensmittel, wie Christstollen, Lebkuchen und leckeren Glühwein zu kaufen.

Außerdem gab es eine Tombola auf der man viele interessante Preise gewinnen konnte.
Ich ging mal wieder leer aus, aber es gab, dank der vielen Sponsoren, über 100 glückliche Gewinner.

Der ökumenische Advents-Bazar der beiden deutschen Kirchen in Lissabon hat eine lange Tradition.
Er ist seit vielen Jahrzehnten ein beliebter und immer noch größter Treffpunkt der deutschen Gemeinschaft in und um Lissabon herum.

Dieses Jahr musste ich als Marktmanager auf dem Advents-Bazar fungieren, da Heidi Kopp, die die letzten neun Jahre das erfolgreich gemanagt hatte, Ende Oktober von uns gegangen ist.
Ich hätte diesen Advents-Bazar niemals bewerkstelligen können, wenn ich nicht die erfahrene Hilfe und die größte Unterstützung von allen Seiten erhalten hätte.
Vor allem Anke Stalling, die mir unermüdlich zur Seite stand und ohne die die Realisierung dieses Advents-Bazars niemals möglich gewesen wäre, gilt mein größter Dank!

Ich werde, so denke ich nach dieser turbulenten „Feuerprobe“, nächstes Jahr mehr zu diesem Event beisteuern können!

Dämmerstille Nebelfelder


Als ich am vorgestrigen Donnerstag, anlässlich unserer Chorprobe im Pfarrhaus war, wurde ich freundlich aber bestimmt von Anke Stalling gefragt, wann ich denn endlich mal wieder etwas hier in meinem Blog veröffentlichen würde.

„Wann schreibst Du denn endlich mal wieder etwas rein?
Ich schaue da immer rein, und in letzter Zeit finde ich da nichts, …überhaupt nichts!“ – so meinte sie zu mir.

Nun, sie hat ja vollkommen Recht.
Seit nunmehr gut drei Wochen habe ich mich hier im Blog rar gemacht.
Das ich mich nicht mehr gemeldet habe, hat aber vielerlei Gründe, und trotzdem nur eine Erklärung:
ich habe einfach keine Zeit gehabt!

Ich bin voller Arbeit und habe kaum noch Freizeit.
Und in der wenigen Freizeit die mir verbleibt, komme ich einfach nicht dazu etwas Kreatives aufzusetzen.
Außerdem hatte ich, nachdem Heidi Kopp uns für immer verlassen hat, einen ganzen Advents-Bazar zu managen, was wiederum auch nur mit der Hilfe von Anke Stalling zu bewältigen war.
So gesehen, ist sie also mit daran Schuld, das ich mich hier auf dem Blog so lange nicht gemeldet habe (grins…!).

Allen, die so lange auf ein paar interessante Neuigkeiten gewartet haben, möchte ich nun mitteilen, dass ich wieder da bin, und ich mir die Worte von Anke sehr wohl zu Herzen genommen habe.

Passend zu der Jahreszeit, möchte ich mit dem Gedicht „Dämmerstille Nebelfelder“ von Wilhelm Lobsien, meine schriftstellerischen Aktivitäten auf diesem Blog wieder aufnehmen:


Dämmerstille Nebelfelder

Dämmerstille Nebelfelder, nebeldurchflutete Einsamkeit,
und ein wunderbarer weicher Weihnachtsfriede weit und breit.

Nur mitunter, windverloren zieht ein Rauschen durch die Welt
und ein leises Glockenklingen wandert übers stille Feld.

Und dich grüßen alle Wunder die am lauten Tag geruht
und dein Herz singt Kinderlieder und dein Sinn wird fromm und gut.

Und dein Blick ist voller Leuchten, längst Entschlafenes ist erwacht…
und so gehst du durch die stille wunderweiche Vorweihnacht.


In diesem Sinne, Euch/Ihnen allen eine schöne und besinnliche Vorweihnachtszeit!

Samstag, 6. November 2010

Farmville






Gestern Abend war ich mit ein paar Freunden ein Bier trinken.
Die Gesellschaft guter Freunde und das genießen eines kühlen Bieres, das sind zwei Dinge, die in den letzten Wochen, aufgrund fehlender Zeit, in meinem Leben leider zu kurz gekommen sind.
Deshalb war ich gestern sehr froh, nach einer langen Arbeitswoche, in einer netten Runde ein wenig abschalten zu können.
Wir waren gerade dabei unser zweites Bier zu genießen, als ein Freund eines Freundes, auf seine Armbanduhr schaute, und aufschrie:
„Oh Gott, ich muss nach Hause. Ich muss mich um meinen Garten kümmern.“

Abgesehen davon, das ich es äußerst merkwürdig fand, das sich ein erwachsener Mann so spontan, und für mich völlig überraschend, für Gartenarbeit interessieren konnte, muss ich ehrlich zugeben, das ich es sehr merkwürdig fand, das er dieses ausgerechnet um 22 Uhr abends tat, also mitten in der Nacht, und nicht etwa am heutigen Morgen, bei Tage.

Als er uns, nach einer kurzen Verabschiedung, verließ, hakte ich bei meinen Freunden nach, und die klärten mich auf.
Dieser junge Mann, von dem ich dachte er hätte einen Grünen Daumen und wäre deshalb so scharf auf Gartenarbeit, hatte sich lediglich einen virtuellen Garten bei Farmville zugelegt.

Farmville ist eine beliebte Applikation von Facebook und dient dem „Social Gaming“, also dem gemeinsamen Spiel unter Freunden, Arbeitskollegen und Bekannten.
Bei Farmville geht es darum einen Garten zu gründen, diesen mit der Zeit auszubauen und zu gestallten.
Aber vor allem soll man auch in diesem virtuellen Garten Gemüse und Obst anbauen können und dieses dann auch ernten. Man muss täglich Unkraut jäten, den Rasen mähen und mit den anderen Gartennachbarn gut auskommen.
Je ordentlicher und gepflegter der Garten am Ende ist, desto mehr Punkte kann man gewinnen und seine „Mitstreiter“ bei Farmville besiegen.
Ein ungepflegter, verwilderter Garten bedeutet das gnadenlose Aus in diesem Online-Spiel.

Als ob wir in unseren realen Gärten nicht genug zu tun hätten, werden wir also jetzt mit den virtuellen konfrontiert.

Sofort musste ich an meine beste Freundin Fatima Silva denken, die mir einmal erzählte, das die Mutter ihres jetzigen Freundes, eine ältere Dame, jeden Tag mehrere Stunden am PC verbringen würde, um ja ihren virtuellen Garten in einem Topzustand zu halten.
Erwähnenswert wäre vielleicht noch, das betreffende Dame einen realen, riesigen Garten besitzt, indem, nachdem was man mir erzählte, das Obst Kiloweise an den Bäumen verfault, weil keiner sich die Mühe macht, es zu pflücken, wenn es reif ist.

Damals konnte ich nicht verstehen, wie man frisches Obst an den Bäumen vergammeln lassen kann, um dafür stundenlang am PC so zu tun, als ob man nicht vorhandenes Obst pflücken würde.
Aber seit dem ich gestern gesehen habe, wie ein Mann, die Gesellschaft seiner Freunde, so ohne weiteres, gegen einen virtuellen Garten tauschen kann, weiß mich das an diesem Farmville wirklich etwas dran sein muss.

Ich würde nur gerne wissen was?
Kann mir das einer erklären?...

Eine Weltausstellung geht zu Ende





Heute, knapp eine Woche nach dem Ende der Weltausstellung EXPO 2010 in Shanghai (port.: Xangai), hat der Generalkommissar des portugiesischen Pavillons, Rolando Borges Martins, eine Bilanz über die letzten sechs Monate in China gezogen.

Demnach waren von den 73 Millionen Menschen, die die EXPO 2010 besuchten, weit über 5 Millionen im portugiesischen Pavillon.
Als die EXPO 2010, Anfang Mai dieses Jahres, ihre Türen öffnete, rechneten die Aussteller aus Portugal mit knapp 3 Millionen Besuchern.
Das es fast doppelt so viele wurden, ist der Tatsache zu verdanken, das der Pavillon durch Mundpropaganda bei den Besuchern im laufe der Monate immer beliebter wurde.
Auch die über 12.000 Künstler, Sänger, Schauspieler, Politiker und Wirtschaftsfachleute sorgten mit ihrem Können und Fachwissen dafür, dass der Portugal-Pavillon stets gut besucht war und ein Anziehungsmagnet auf dem Weltausstellungsgelände wurde.

Der krönende Abschluss dieser Weltausstellung für Portugal war, das der 2000qm² große Pavillon, der voll und ganz mit einer Außenwand aus reinem Kork verkleidet ist, am Abschlusstag einen der drei Designerpreise des Veranstalters, des „Bureau International des Exhibitions“, als schönstes Pavillon auf dem EXPO-Gelände erhalten hat.

Bei 240 teilnehmenden Ländern und Organisationen ist ein solcher Erster Preis natürlich ein Grund zur Freude und auch zum Stolz sein.

Aber ein wahrer Grund zur Freude und zum Stolz sein, ist der, so meine ich, das die 10 Millionen Euro, die der portugiesische Staat für die Errichtung und Instandsetzung des Pavillons in Shanghai damals gebilligt hatte, nicht überschritten, sondern im Gegenteil, über 800.000 Euro unterschritten wurden!

Alleine das ist, zweifelsohne, eine Nachricht wert!

Freitag, 29. Oktober 2010

Partys sind auch nicht mehr das was sie einmal waren


Partys sind auch nicht mehr das was sie einmal waren.
Heutzutage gibt es, so scheint es mir, keine normalen Partys mehr.
Heute sind Mottopartys der absolute Trend, warum auch immer.

Gestern habe ich eine Einladung zu einer dieser Mottopartys erhalten, um genauer zu sein, zu einer Halloweenparty am jetzigen Wochenende.
Ich werde aber aus zwei Gründen nicht zur Party gehen.

Der erste und wichtigste ist der, das diese Woche meine liebe Freundin Heidi Kopp verstorben ist und ich am morgigen Samstag an einem Trauergottesdienst für sie, in der Evangelischen Deutschen Kirche von Lissabon, teilnehmen werde; und der zweite Grund ist der, das ich Mottopartys einfach nicht mag!

Es gab mal eine Zeit, und das ist noch nicht einmal lange her, da waren Partys ganz zwanglose, lustige Veranstaltungen, zu denen man einfach hinging, ohne sich – wie etwa bei Hochzeiten, Abschlussbällen oder Ähnlichem – Gedanken zu machen, ob man over-, oder underdressed war.

Heute muss man, wenn man auf eine Party gehen will, auf Gedeih und Verderb kreativ sein, um ja möglichst detailgetreu irgend ein Jahrzehnt, eine Branche oder welches Thema auch immer, zu entsprechen.
Da reicht es also nicht, dass man die alltägliche Kleiderordnung auf Arbeit beachten muss.
Nein, man muss sich auch noch freiwillig in seiner Freizeit einem Kleidercodex unterwerfen.

Für mich unbegreiflich und einfach nur schrecklich…

Mit den eigenen Augen gesehen


Als ich heute mit der Metro (dt.: U-Bahn) vom Cais do Sodré bis nach Praça de Espanha gefahren bin, saß mir der Führer der Kommunistischen Partei im portugiesischen Parlament, Jerónimo Sousa, schräg gegenüber.

Jerónimo Sousa „predigt“, jedes mal wenn ich ihn im Fernseher sehe, über die Gleichheit, über das Gute im sozialistischen Menschen, über das Teilen, über die Brüderlichkeit, und alles dem, was er und seine politischen Freunde für richtig halten.

Dagegen ist nichts einzuwenden, denn jeder hat das recht in Portugal seine politische Meinung zu äußern.
Auch wenn er Kommunist ist, und ich genau weiß, das wenn ich in seinem Land leben würde, und unter seinem politischen Regime, ich bestimmt nicht diese Freiheit hätte.

Aber, das eine scheint das zu sein, was Jerónimo Sousa immer „predigt“, das andere scheint wirklich das zu sein, was er tagtäglich „lebt“.

Heute wurde ich Zeuge eines Vorfalls, der es verdient hier erwähnt zu werden.

In der Metrostation „Avenida“ stieg ein Bettler ein (einer der vier oder fünf, die regelmäßig in der blauen U-Bahnlinie betteln) und fing an die Sitzreihen abzuklappern, und die Menschen nach einer Münze zu fragen.
Als er sich Jerónimo Sousa und mir näherte, sah ich mit meinen eigenen Augen, wie der Kommunistenführer die Augen schloss und so tat als ob er schlafen würde.
Ein Almosen bittend, ging der Bettler schließlich an uns vorbei.
Ich habe ihm aus Prinzip nichts gegeben, denn ich weigere mich jemanden eine Münze zu geben, der es sich leisten kann jeden Monat eine Monatskarte zu kaufen (oder dachten sie die Bettler in Lissabon fahren schwarz?) und der bessere Turnschuhe anhat, als ich!

Als der Bettler an uns vorbeigelaufen war, wachte Jerónimo Sousa von seinem „freiwilligen Sekundenschlaf“ auf und fuhr den Rest der Strecke, mit offenen Augen weiter.

Und da wurde mir eines klar:
da können diese Kommunisten noch so viel Gleichheit und gerechtes Teilen „predigen“ wie sie wollen.
Angesichts der Realität in der wir alle Leben, ist es anscheinend manchmal besser die Augen vor der Krise und der Misere zu schließen, als dem Elend offen zu begegnen!

Fahrscheinkontrolle


Nach einem anstrengenden Tag im Büro, wenn ich dann mit Öffentlichen Verkehrsmittel nach hause fahre, gibt es drei Dinge die ich persönlich nicht abhaben kann, wenn ich diese benutze:

- plärrende Kinder, die ihre Eltern insoweit erzogen haben, das diese keine Kontrolle mehr über sie haben

- Typen, die obwohl sie Kopfhörer haben, die Musik so laut aufdrehen, das man diese noch acht Sitzreihen weiter als gemeine Körperverletzung wahrnehmen kann

- und Fahrscheinkontrolleure.

Ich mag Fahrscheinkontrolleure (port.: revisores) nicht so besonders, nicht etwa weil ich sonst immer Schwarz fahre, und deshalb Angst habe erwischt zu werden; ich bin sogar stolzer Besitzer einer Monatskarte!
Nein, der Grund warum ich Fahrscheinkontrolleure nicht mag ist einfach der, dass sie garantiert dann auftauchen, wenn man seine Monatskarte irgendwo in seiner Tasche „vergraben“ hat, und diese nicht sofort findet.
Sofort geben einem diese Herren und Damen von den Stadtwerken das Gefühl, man langweile sie regelrecht mit faulen Ausreden oder habe einen Hang zur Kriminalität.

Wirklich, Fahrscheinkontrolleure geben mir, alleine mit dem Satz „Guten Tag, die Fahrscheine bitte!“, ein schlechtes Gewissen und jagen meinen Puls in die Höhe – obwohl ich genau weiß das ich eine Monatskarte habe.
Warum fast alle Fahrgäste kollektiv so reagieren, würde ich gerne mal wissen!

Sollte ein Psychologe diesen Blog lesen, so kann er versuchen es mir gerne zu erklären.

Dienstag, 26. Oktober 2010

In memoriam: Heidi Kopp


Der Herr selbst geht vor Dir her.
Er steht Dir zur Seite und verlässt Dich nicht,
immer hält er zu Dir.

(5. Mose 31, 8)


Zum Gedenken an Heidi Kopp (geb. 06. Mai 1940), eine liebe Freundin und gute Vertraute, die gestern, am 25. Oktober 2010, plötzlich und unerwartet, von uns gegangen ist.


A memória de Heidi Kopp

O Senhor, pois, é aquele que vai diante de ti.
Ele será contigo, não te deixará,
nem te desamparará.

(5. Moisés 31, 8)


A memória de Heidi Kopp (nas. 06. Maio 1940), uma querida amiga e grande confidente, que ontem, 25. Ourubro 2010, deixou um enorme vazio nos nossos corações.

Funchal – ein Amphitheater mitten im Atlantik






Als ich letzte Woche von der Terrasse meines Hotels auf die Stadt Funchal hinaufblickte, war ich von der Schönheit dieser Stadt wieder einmal ergriffen.
Wieder einmal hatte Funchal mich in seinen Bann gezogen!
Wer noch nie auf Madeira war, und wer noch nie auf Funchal blicken konnte, wie die vielen Häuser amphitheatralisch den Gebirgszug hinaufsteigen, der kann nicht nachvollziehen von was ich gerade hier schreibe.

Funchal, vom portugiesischen Wort „funcho“ (dt.: Fenchel) abgeleitet, ist die Hauptstadt der Inselgruppe Madeira.
Malerisch liegt die Stadt, inmitten einer üppigen subtropischen Vegetation, an der Südküste der Hauptinsel.
Aber so malerisch die Stadt auch ist, man muss schon viel Kraft aufbringen, wenn man sie zu Fuß erobern will, denn die Straßen sind sehr, wirklich sehr, steil!

Nichtsdestotrotz ist Funchal eine kleine Großstadt mit viel Charme, mit vielen alten Bauwerken, interessanten Museen, schönen Plätzen und breiten Ribeiras.
Ich habe meine Zeit in Funchal und die Spaziergänge die ich durch die Gassen der Altstadt gemacht habe, sehr genossen.
Leider wird das Stadtbild heute zunehmend von Betongebäuden und Hotelbauten geprägt - und nicht alle sehen so ehrwürdig aus wie das traditionsreiche Reid´s unten am Meer.
Aber eines ist auf Madeira, so finde ich immer wieder, erstaunlich:
alle Hotels, wie auch die meisten Privathäuser, sind von wunderschönen Gärten und Parks umgeben, in denen es grünt und blüht, wohin man schaut.

Madeira wird die „Blumeninsel“ genannt.
In Funchal wird einem klar warum…