Montag, 6. Juli 2009

Ein Taschentuch als persönlicher Liebesbeweis






Was macht heutzutage eine junge Portugiesin, wenn sie einem jungen Mann ihre Liebe gestehen will?
Nun, wie überall auf der Welt, wird sie ihm wohl heute eine SMS, eine MMS oder vielleicht auch eine E-Mail senden.

Das ist klingt für uns, die wir etwas älter sind, nicht gerade sehr romantisch. Aber wenn die Liebenden durch die Anwendung dieser modernen Kommunikationstechnologie dadurch zusammenkommen, dann hat sie ihren Zweck erfüllt.

Früher aber, wenn eine junge Frau hier in Portugal ihrem Schwarm ihre Liebe gestehen und beweisen wollte, dann bestickte sie ihm ein Taschentuch.
Über viele hunderte von Jahren – vermutlich seit dem 17. Jahrhundert - dienten diese „Lenços de Namorados“ (Taschetücher der Liebenden) in ganz Portugal als persönlichster Liebesbeweis einer jungen Frau an einen jungen Mann. Früher stickten nämlich die jungen Frauen im heiratsfähigen Alter monatelang an diesen besagten Taschentüchern, die sie dann ihren Liebsten schenkten.

Heute hat sich diese Tradition nur noch im Norden Portugal, im Minho, erhalten. Dort werden heute sogar Kurse angeboten, damit junge Mädchen wieder das besticken der Taschentücher erlernen. Diese Taschentücher, meistens so um die 50 cm² groß, aus weißer Baumwolle bestehend, dienten den jungen Frauen als Projektionsfläche für ihre Träume, Hoffnungen, geheimen Botschaften, Wünsche, selbst gedichtete Reime und dekorativen Motiven, wie Herzchen, Blumen, Vögelchen usw.

Man kann die bunten und farbenfrohen Bestickungen der „Lenços de Namorados“ mit den Einträgen in den Poesiealben deutscher Schulmädchen vergleichen.
Mit dem kleinen Unterschied, das deutsche Mädchen nicht gerade ans heiraten denken, wenn sie sich ins Poesiealbum rein schreiben lassen…

Waren die „Lenços de Namorados“ bestickt, wurden sie, meistens auf Dorf- und Kirchfesten, von den jungen Mädchen an ihre Wunschkandidaten übergeben. Viele junge Männer nahmen auch schon mal zwei, drei oder mehrere Taschentücher an. Was zur Folge hatte, das viele Dorffeste mit sich untereinander streitenden jungen Mädchen endeten.

Zur Gaudi der jungen Männer natürlich!...

1 Kommentar:

  1. Hallo Paulo,

    das ist ja eine schöne Geste und wäre schön, wenn man diese Tradition von früher wieder aufleben lässt.
    Aber gebe zu, das SMS etwas schneller geht ;-)

    bis die Tage,
    CarMar

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