Montag, 22. Juni 2009

Wie eine Hühnerbrühe zum Pausenfüller wurde


Gehen sie gerne auswärts essen?
Vielleicht zum Inder?
Wenn nicht, dann gehen sie mal zu einem, und bestellen sie dort mal eine Hühnerbrühe Kanji.
Sollten sie aber keinen Inder in der Nähe haben, dann gehen sie zu einem Portugiesen, und bestellen sie bei dem eine Hühnerbrühe canja. Es handelt sich nämlich bei dieser nahrhaften Brühe mit Hühnchenfleisch, um den gleichen Teller!

Die in Portugal überall bekannte canja ist nämlich indischen Ursprungs.
Schon der portugiesische Mediziner und Hofarzt von König João III, Garcia de Orta, erwähnt diese „gesundmachende Brühe“ in seinem berühmten Werk „Ratgeber der einfachen Drogerie und Medizin aus Indien“ (Colóquios dos Simples e Drogas e Coisas Medicinais da Índia) und beschreibt sie, als eine aus Wasser, Reis und Hühnerfleisch bestehende Brühe.
Diese Brühe war an der Malabarküste, an der auch die portugiesische Kolonie Goa lag, als Kanji bekannt und als gesundheitsfördernd sehr beliebt. Die portugiesischen Seefahrer brachten dann Anfang des 17. Jahrhunderts die Rezeptur nach Lissabon mit.

Am Hofe wurde diese stärkende Brühe bald sehr beliebt.
Die Könige der Dynastie Bragança liebten fast alle die canja.
In den Palastküchen des Ajudapalastes stand immer ein Topf mit frischer canja essbereit.

Von Königin Maria I wird berichtet, dass ihr jeden Tag eine Terrine von dieser Hühnerbrühe an den Tisch gebracht wurde, und sie brav jeden Tag einen Teller canja aufaß.

Über König Pedro IV ist sogar überliefert, das er seine canja überall und zu jederzeit gerne aß.
So wird behauptet, dass wenn er ins Theater ging, er sich immer zwischen dem zweiten und den dritten Akt, eine warme canja servieren ließ. Und das Theaterstück ging erst wieder los, wenn seine Majestät seinen Pausenfüller verspeist hatte.

Als der englische General Arthur Wellesley, der zukünftige Herzog von Wellington, im portugiesischen Lavos an Land ging, um seine Truppen gegen die Truppen Napoleons zu formieren, die dabei waren Portugal zu besetzen, soll ihm gleich am ersten Tag eine canja serviert worden sein. Jedenfalls berichtet er dies in einem Brief an seine Ehefrau Lady Kitty Pakenham, im August 1808.

Ich selber bin kein großer Freund der canja. Wahrscheinlich, weil ich seit Kindestagen diese Suppe mit krank sein in Verbindung bringe. Denn als Kind musste ich immer wenn ich krank war, um wieder gesund zu werden, mit starkem Widerwillen einen Teller canja essen…
Nein, ich war nie so brav wie Königin Maria I.

Aber sollten sie, lieber Leser meines Blogs, mal zum Inder oder zum Portugiesen essen gehen, probieren sie doch mal eine canja, und lassen sie es mich dann wissen, wie es ihnen gemundet hat.

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