Dienstag, 16. Juni 2009

Von Siamkatzen und anderen Gastgeschenken



Dieses Wochenende traf hier in Lissabon eine thailändische Delegation ein, und wurde von Staatspräsident Cavaco Silva im Präsidentenpalast zu Belém mit allen Ehren empfangen.
Der Grund des Besuchs der Thailänder ist es, die Feierlichkeiten zur 500-Jahrfeier der thailändisch-portugiesischen Freundschaft im Jahre 2012 langsam vorzubereiten.

Damals, im Jahre 1512, wurde eine portugiesische Delegation von König Manuel I, unter der Leitung des Seefahrers António de Miranda e Azavedo, zum ersten Mal vom damaligen König von Siam empfangen.
Da die Portugiesen sich in Indien schon sesshaft gemacht hatten, und weiter nach China und Japan wollten, hielten sie es für angebracht sich den König von Siam, dessen Königreich auf den Weg nach Fernost lag, zum Freund zu machen.
So wurden denn dann die diplomatischen Beziehungen mit einem Freundschaftsvertrag besiegelt und die Delegation reiste am Ende des Jahres wieder nach Lissabon zurück, mit Allerlei fernöstlichen Geschenken.
Unter den vielen wertvollen Geschenken, die der König von Siam dem König von Portugal machte, waren auch ein Päarchen Siamkatzen.
Siamkatzen waren in Siam heilige Tiere, und das der König von Portugal gleich zwei solche Exemplare geschenkt bekam, war ein Zeichen höchster Hochachtung und Verehrung.

Aber hat sich König Manuel I über das Geschenk gefreut?

Natürlich nicht!
Im Gegensatz zu Thailand, waren Katzen damals im alten Europa nämlich nicht heilig, sondern eher ein „Teufelszeug“. Sie waren eigentlich die Art von Tiere, die sich Hexen hielten, und nicht die man Königen schenkte.
António de Miranda e Azavedo muss das Grauen gepackt haben, als er die Siamkatzen dem König übergab, denn er wusste, dass König Manuel I ein solches Geschenk eher für eine Provokation halten würde, als für ein Geschenk. Und er konnte ja auch nicht ein Gastgeschenk unterschlagen. Denn das wäre ja noch schlimmer für ihn gewesen!

Natürlich ließ der König es nicht zu, dass die zwei Katzen in seinen Privatgemächern herumschleichen durften. Da half es auch nicht, dem König zu sagen, wie „heilig“ die Mitzekatzen doch seien.
Aber da sie nun einmal ein Geschenk eines anderen Königs waren, konnte er sie ja auch nicht gerade ertränken, so wie man es damals normalerweise mit Katzen tat.
Also wurden die zwei Siamkatzen in die Küchen und Lebensmittelkammern des Königspalastes verbannt, um dort nach Mäusen zu jagen.
Doch wie es nun einmal so ist mit Heiligkeiten, die Katzen waren sich einfach zu fein, um auf Mäusejagd zu gehen.
Irgendwann nahm sich das Küchenpersonal der Katzen an, und die vermehrten sich mit der Zeit reichlich und paarten sich auch mit einheimischen, streunenden Katzen.
So kommt es, dass noch heute in Portugal, es eine Unmenge von streunenden Siamkatzenmischlingen auf den Straßen, Plätzen und Grünanlagen gibt.

Diesmal haben sich die Thailänder mehr Gedanken um das Gastgeschenk gemacht.
Obwohl heute Siamkatzen des Königs weiterhin als Gastgeschenke von der thailändischen Königsfamilie an befreundete Politiker verschenkt werden und obwohl sie ganz bestimmt nicht mehr Gefahr laufen müssten ertränkt zu werden, hat sich das thailändische Königshaus, für die 500-Jahrfeier, für ein originelleres Geschenk an die Portugiesen entschieden.
Sie werden in Lissabon eine original thailändische Pagode bauen lassen, mit einer goldenen Stupa als Dach, einem Glockengebäude und einer großen Bibliothek, so lautet das Projekt.
Nur noch der geeignete Ort in Lissabon muss gefunden werden, und dann kann mit dem Bau der Pagode begonnen werden.

Die Portugiesen übrigens, werden als Gastgeschenk den Thailändern eine original portugiesische, schwarz-weiße Bepflasterung (Calçada portuguesa) eines zentralen Platzes in der Hauptstadt Bangkok schenken, so wie sie jede portugiesische Stadt hat, und die dem thailändischen Königspaar so gut gefallen hat, als sie Portugal vor Jahren einen Staatsbesuch gemacht haben.

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