Montag, 22. Juni 2009

Ein ganz besonderer Sessel


Wer sich jemals portugiesischem Fernsehen angetan hat, weiß dass von 100 gesendeten Stunden, vielleicht nur zwei oder drei Stunden wirklich kulturell wertvoll und empfehlenswert sind. Die restlichen gesendeten Stunden sind, meiner persönlichen Meinung nach, völlig niveaulos.
Trotzdem kann ein „normaler“ Portugiese nicht ohne Fernsehen leben. Vielleicht weil er den Luxus eines guten Fernsehprogramms ja nicht kennt, und dementsprechend nicht vergleichen kann.
Aber wie gesagt, zwei oder drei Stunden sind sehenswert und interessant. Heute durfte ich zufälligerweise solch einer interessanten Fernsehstunde beiwohnen.

In dem Magazin National Geographic wurde berichtet das sich, im Wissenschaftsmuseum zu Lissabon, ein in Großbritannien für König João VI angefertigter Sessel befindet.
Es handelt sich hierbei um einen ganz besonderen Sessel, nämlich um einen „akustischen Sessel“ (cadeira acústica).
Natürlich fragte ich mich, was ein akustischer Sessel wohl sei, und folgte dem Bericht mit großem Interesse.

Seine Majestät, König João VI, litt unter einer starken Hörschädigung, und konnte im Alter nur mit größter Mühe seine Mitmenschen verstehen. Mit der Zeit zog er sich immer mehr zurück, denn alles Öffentliche wurde ihm zur Qual.
Privat war es ja kein Problem, wenn ihn z.B. seine Frau, Königin Carlota Joaquina, oder seine Kinder laut anredeten.
Aber Öffentlich war das anders!
Denn kein Untertan wagte es laut mit dem König zu reden, geschweige denn ihn anzuschreien.
Also war der Leidtragende der König; denn so wurden z.B. die Audienzen, die er geben musste, für ihn zu einer richtigen Tortur.

Die Lösung des Problems wurde in Großbritannien, in Form des akustischen Sessels, gefunden.
Englische Möbelbauer bauten, in Zusammenarbeit mit Ärzten, einen Sessel, der eine Besonderheit aufwies.
Er hatte zwei Öffnungen, nämlich an den Armlehnen, die aus zwei geöffneten Löwenmäulern bestanden. Diese Öffnungen führten bis zu der Oberkante der Rückenlehne, in Kopfhöhe.
Saß nun der König auf dem Sessel und gab er eine Audienz, konnte er den Gast, der sich natürlich vor dem König hingekniet hatte, und nun sich so mit dem Mund in etwa der Höhe der Armlehnen befand und in diese quasi rein sprach, viel besser hören. Die Stimme des Besuchers wurde nämlich „zusammengebündelt“ und kam akustisch aus einem Schlauch, der an der Rückenlehne angebracht war, wieder heraus.

Es ist schon erstaunlich welche Erfindungen die Menschheit hervorgebracht hat.
Die Erfindung guter Fernsehsendungen im portugiesischen Fernsehen allerdings, steht uns noch bevor!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen